Wegen fortbestehender Konflikte geht die Uno-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz in die Verlängerung. Am Freitagabend verhandelten die Teilnehmer weiter über die künftige Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Ein Bündnis aus Entwicklungs- und Industrieländern rief die Verhandler zu mehr Ehrgeiz auf.
Vertreter der so genannten High Ambition Coalition (etwa Hochambitionierte Koalition) entrollten gemeinsam ein Transparent mit der Aufschrift «Zusammen für mehr Ambition». Das Bündnis habe bereits 2015 in Paris auf «ein starkes Abkommen» gedrungen, sagte die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze. «Und heute senden wir erneut ein klares Signal.»
EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete sagte, die Befunde des 1,5-Grad-Berichts des Weltklimarats IPCC erforderten, dass die Konferenzteilnehmer «keine Mühen scheuen» für ehrgeizige Beschlüsse in Kattowitz. Der Aufruf wurde von den besonders stark vom Klimawandel bedrohten kleinen Inselstaaten und anderen Entwicklungsländern unterstützt.
Uno-Generalsekretär reiste zum dritten Mal nach Polen
Zum Verhandlungsstand sagte Schulze, es werde «eine sehr, sehr lange Nacht» werden, aber sie sei «optimistisch». Mit der Vorlage eines Abschlusstext-Entwurfes in der Nacht zum Donnerstag hatte Konferenz-Präsident Michal Kurtyka die Schlussrunde eingeläutet. Allerdings gab es weiterhin ungelöste Streitpunkte.
Aus Sorge vor einem Scheitern der Konferenz reiste Uno-Generalsekretär António Guterres zum dritten Mal seit dem Konferenzbeginn Anfang Dezember nach Kattowitz. Er versuchte die Verhandlungen mit einer Reihe bilateraler Gespräche zu unterstützen. Der maledivische Delegationsleiter und frühere Präsident Mohammed Nasheed mahnte: «Wir haben nicht den Luxus (zu warten), wir müssen handeln und zwar jetzt.»
«Einverständnis auf kleinstem gemeinsamem Nenner wäre wertvoller als gar keiner»
Auch Marine Decrey, Vizepräsidentin von Swiss Youth for Climate, einer nach eigenen Angaben politisch unabhängigen Jugendorganisation und Teil der Schweizer Delegation in Kattowitz, warnte, dass die vielen Stolpersteine dazu führen könnten, am Ende des Treffens ohne gemeinsame Erklärung dazustehen.
Ein Einverständnis auf kleinstem gemeinsamem Nenner wäre wertvoller als gar keiner, sagte sie in einem Interview mit der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» in deren Online-Ausgabe vom Freitag.
Arme Länder seien überrollt worden
Zu den Knackpunkten in Kattowitz gehören weiterhin die Transparenzregeln im so genannten Regelbuch. Dabei geht es darum, wie die nationalen Klimaziele der einzelnen Länder künftig eingereicht und überprüft werden. Auch der Umgang mit den Schäden und Verlusten durch den Klimawandel insbesondere in den ärmsten Ländern ist noch hoch umstritten.
«Die Anliegen der ärmsten Staaten wurden in Kattowitz von den Industriestaaten und den ölexportierenden Ländern vollkommen überrollt», kritisierte die Klima-Expertin von Brot für die Welt, Sabine Minninger. «Wir steuern ungebremst auf eine CO2-bedingte Heisszeit zu und bislang ändert diese Konferenz nichts am Kollisionskurs», erklärte der Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser.
Die Konferenz in Kattowitz ist eine wichtige Etappe in den internationalen Klimaverhandlungen. Hier soll das Regelbuch zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens fertiggestellt werden.
Die nächste Uno-Klimakonferenz findet Ende kommenden Jahres in Chile statt, wie am Abend bekannt gegeben wurde. Die Zwischenverhandlungen finden in Costa Rica statt. (SDA)