Bekannt ist, dass das Personalrestaurant Giardino der Krankenkasse Helsana in Dübendorf ZH, das von der ZFV betrieben wird, im Oktober mit falsch deklarierten Pouletbrüstli aus Ungarn beliefert wurde.
Neue Recherchen des BLICK zeigen: Damit sind die Krankenkässeler längst nicht alleine. Diesen August etwa erhielt auch die Mitarbeiterkantine der Migros-Tochter Midor in Meilen ZH falsch deklariertes Fleisch. Bestellt wurden frische Kalbsleberli aus der Schweiz. «Import nehmen», steht jedoch auf dem internen Vermerk von Carna Grischa. Das Gleiche passierte 2008 schon einmal.
Die Konsequenzen der Migros-Tochter auf den Skandal sind radikal: «Aufgrund der Medienmeldungen hat die Midor die Bestellungen per sofort eingestellt», schreibt Midor-Sprecherin Brigitte Delemeschnig.
Die Verteidigungsstrategie von Carna Grischa ist zweifelhaft. Seit Mitte 2013, als der neue Geschäftsführer eingesetzt wurde, habe es lediglich «wenige Fälle von Unregelmässigkeiten» gegeben, schreibt die Firma in einer Eingabe an das Kantonsgericht Aargau. Von wegen.
Im August 2014 bestellte das Golfhuus Arosa 2,4 Kilo Schweizer Rinsdsfilet erster Qualität. Erhalten haben die Golfer australisches Fleisch. Zu einem Preis von 65 Franken pro Kilo.
Auch der Wirt des Hotels Erzhorn in Arosa, Robert Nau, hat teures Schweizer Rinds-Entrecôte bestellt. «Neutral, australisches geben», lautet hier der interne Vermerk.
Nau ärgert sich masslos: «Ich werde die Sache mit meinem Rechtsanwalt besprechen.» Rechtliche Schritte zieht auch Gondini Fravi, Präsident des Hotels Fravi in Andeer GR, in Erwägung. Er ist selber Rechtsanwalt. «Wenn wir Kalbsleber aus der Schweiz bestellen, gehen wir davon aus, dass uns auch Fleisch aus der Schweiz geliefert wird.»
Weniger weit geht das Vierstern-Hotel Europa in Champfèr bei St. Moritz GR. Im Juni wurde es mit falsch deklariertem Spitzenfleisch beliefert. «AUS nehmen Neutral CH****», steht hier im Vermerk. Statt Rinds-Entrecôte und Rindsfilet erster Qualität aus der Schweiz erhielten die Gäste australisches Fleisch. Hoteldirektor Werner Singer will die Zusammenarbeit mit Carna Grischa beenden.
«Wir distanzieren uns von unsauberen Machenschaften», sagt auch Daniel Knobel-Gisler, Geschäftsführer des Restaurants Johannisburg in Altendorf SZ. Knobel hat im März 7,5 Kilo Schweizer Rindshuft bestellt – und auch er hat australisches Fleisch erhalten. «Ob die Zusammenarbeit mit dem Lieferanten bestehen bleibt, wird jetzt das Gespräch zeigen.»