Noch ein Fussballer in Tessiner Migrationsskandal verwickelt
Da ist was foul!

Nach Mittelstürmer C. S. (28) ist nun ein weiterer ehemaliger Spieler des AC Bellinzona in den Korruptionsskandal verwickelt. Auch B. B. machte auf dem Fussballplatz einen besseren Job als in der Amtsstube.
Publiziert: 15.02.2017 um 19:24 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:55 Uhr
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Der Ex-Stürmer des AC Bellinzona, B. B., wurde verhaftet.
Foto: ANTON GEISSER
Myrte Müller

Der Korruptionsskandal im Tessiner Migrationsamt geht munter in die Verlängerung. Erst wurde der Ex-Spieler des AC Bellinzona, C. S.* (28) verhaftet. Mit ihm sitzen der falsche Bau-Löwe Patriot A.* (25), dessen Bruder (27), zwei ehemalige Mitarbeiterinnen der Behörde (23 und 28) und ein Türke (27) in U-Haft (BLICK berichtete). Die Liste der Vorwürfe ist lang: Korruption, Menschenhandel, Diebstahl, Hehlerei und Verstösse gegen das Ausländergesetz.

Wieder ein Fussballspieler festgenommen

Jetzt wurden drei weitere Personen festgenommen – wieder ist ein Fussballspieler mit von der Partie. Auch B. B.* (24) war Stürmer, wie sein Kollege C. S. auch beim AC Bellinzona. Der Serbe mit Schweizer Pass arbeitete im sogenannten Contact Center des Betreibungs- und Konkursamtes in Faido TI. Er plauderte offenbar Interna aus, die halfen, gefälschte Ausländerausweise an Bauarbeiter, vornehmlich aus dem Kosovo, zu verscherbeln.

Norman Gobbi empört die Undankbarkeit

Er und die zwei Kollegen aus dem Migrationsamt, eine Frau (49) und ein Mann (44), müssen sich nun wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses verantworten. Staatsrat Norman Gobbi (39) schäumte gestern vor Wut: «Jeder kann sich glücklich schätzen, so eine Arbeit zu bekommen.»

Besagter B. B. lebte von der Sozialhilfe, als er den Job angeboten bekam. «Er hatte also doppeltes Glück. Stattdessen setzt er die Glaubwürdigkeit der Behörde aufs Spiel», schimpft Gobbi in seiner Funktion als Direktor des kantonalen Justizdepartements. 

Das Foul-Spiel soll bald ein Ende haben

Aber: Was machen Fussball-Talente in einer kantonalen Behörde? Belohnen Fans ihre Lieblinge ausserhalb des Feldes mit Plätzen in der Amtsstube? Regierungspräsident Paolo Beltraminelli (55) wiegelt ab: «Die Aufnahmeverfahren für die Jobs sind doch recht rigoros.»

Dennoch: Die Foul-Spiele sollen nun ein Ende haben. Das Migrationsamt wird auf allen Ebenen durchleuchtet. Beltraminelli dazu: «Dann wird eine Arbeitsgruppe die Kontrolle über weite Bereiche der kantonalen Verwaltung übernehmen.»

* Namen der Redaktion bekannt

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