Nigerianer prellt Entwicklungshilfe um 340'000 Franken
Mit Deza-Geld ins Edelrestaurant

In drei Jahren sind nur sieben Schweizer Mitarbeiter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) als Entwicklungshelfer im Einsatz, und trotzdem kostete ihr Engagement 340'000 Franken. Projektleiter Remi Alao (57) empfindet diese Summe als angemessen.
Publiziert: 22.12.2015 um 17:04 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 12:11 Uhr
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Feine Adresse: Restaurant Sternen in Muri BE. Hier liess es sich Projektmanager Remi Alao schmecken.
Foto: Architekturfotografie Gempeler
Von Jessica von Duehren

Die Idee war gut: Nigeria nimmt abgewiesene Asylbewerber zurück. Im Gegenzug schafft die Schweiz im afrikanischen Land Ausbildungsplätze. Die Direk­tion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) wollte jährlich 30 Lehrlinge ausbilden und dafür 1,5 Millionen Franken zu Verfügung stellen. Im Sommer wurde das Projekt vorzeitig abgebrochen: In drei Jahren reisten nur sieben Schweizer Volontäre als Ausbilder nach ­Nigeria. Dafür sind 340'000 Franken weg.

Im Februar 2011 besiegeln die Schweiz und Nigeria ihre Migrationspartnerschaft und planen das Projekt. Leiter wird Remi Alao (57), Transportunternehmer aus Bern und Mitglied des ­Vereins Nido Swiss (Nigerians In Diaspora Organisation). Rund 4000 Franken Monatslohn bekommt Alao für seine 50-Prozent-Stelle.

Ein Taxichauffeur als Leiter eines 1,5-Millionen-Projekts? Markus Reisle von der Deza verteidigt die Wahl: «Remi Alao hat eine Management-Ausbildung und ist qualifiziert, ein Projekt zu führen.»

Ein Treuhandbericht vom Dezember 2014 sieht das anders: «Unserer Meinung nach hat Nido Swiss in seiner heutigen Form nicht die Kapazität, das Projekt wie vereinbart zu ­realisieren.»

Isaac Obodo (49), Präsident von Nido Swiss, ist wütend: «Dass das Projekt scheiterte, liegt nicht an meinem Verein, sondern am Projektleiter.» Der Vorwurf: Remi Alao habe das Geld der Deza missbräuchlich verwendet.

Anfang Jahr reiste Obodo nach Nigeria, um sich ein Bild der Lage zu machen. Sein Fazit: «Es hat sich nichts verändert. Das Geld, das angeblich ausgegeben wurde, hat nichts bewirkt.» Nur an ­einen Partner in Nigeria soll Alao 2500 Franken gezahlt haben. «Ich will wissen, was mit dem restlichen Geld passiert ist», verlangt Obodo. Ein Teil zumindest ging für Einkäufe und Restaurantbesuche drauf.

Remi Alao bestätigt die Zahlung von 2500 Franken an die Firma Lady Mechanic in Lagos. «Es ging aber auch nicht darum, Geld zu verteilen, sondern Firmen mit Fachkräften aus der Schweiz zu unterstützen», sagt er.

Dass 340'000 Franken für sieben Volontäre etwas viel sei, findet Alao nicht: «Wir haben die Wohnungen bezahlt, Essen und Reisekosten. Da kommt schnell etwas zusammen.»

Isaac Obodo bezweifelt das und will Auskunft über den Verbleib der 340'000 Franken. «Und dann», kündigt er an, «soll ein neues Hilfsprojekt starten. Unter meiner Führung.»

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