Sexgewerbe fordert Happy End
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Sex Nein, Massagen Ja:Sexgewerbe fordert Happy End

Nie ohne Schutzkonzept – so wollen Prostituierte wieder arbeiten
Sexgewerbe fordert Happy End

Das horizontale Gewerbe leidet unter den Corona-Massnahmen. Für sie gilt noch immer ein Berufsverbot. Nun formiert sich die Branche und legt ein Schutzkonzept vor.
Publiziert: 13.05.2020 um 23:02 Uhr
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Aktualisiert: 08.01.2024 um 17:53 Uhr
Wegen Corona hat Sexarbeiterin Nicole S. (23) keine Arbeit.
Foto: Anian Heierli
Anian Heierli und Ralph Donghi

Die Gesellschaft öffnet sich wieder. Zwar nur unter strengen Vorlagen. Doch in Restaurants wird gegessen, im Kraftraum trainiert und beim Coiffeur frisiert. Einzig in der Erotik-Branche herrscht tote Hose. Darunter leiden die Sexarbeiterinnen. Sie fallen durch die sozialen Maschen.

«Kurzarbeit gibt es für unsere Mädchen nicht», sagt Reto F.* zu Blick. Der Geschäftsmann betreibt zusammen mit seiner Frau Ella* den Service Luxescort in Zug. In ihrer Kartei stehen rund 200 Sexarbeiterinnen, die erotische Dienste anbieten. Der Escort-Service kümmert sich um Administratives, stellt vier Wohnungen mit Massagezimmer zur Verfügung und beschäftigt Fahrer.

«Frauen drohen in die Illegalität abzurutschen»

«So werden die Frauen geschützt», betont F. «Wir wissen, wo sie sind, und alarmieren notfalls sofort die Polizei.» Etwa wenn ein Kunde aggressiv sei. Doch aktuell gibt es keine Arbeit. Daran will sich das Paar als seriöse Anbieter auch halten. Das berge aber Risiken: «Das Gewerbe droht in die Illegalität abzurutschen.» Deshalb lancierten die beiden ihre Petition «Aufhebung des Berufsverbots für Sexarbeiterinnen – Zulassung von Kleinst-Bordellen». Ella F. ist sich sicher: «Mit gewissen Auflagen könnten wir Schutz vor dem Virus gewährleisten.»

Dabei denkt sie nicht an Geschlechtsverkehr. «Dieser ist ohne intensiven Kontakt unmöglich», gibt sie zu. «Doch eine Massage mit Happy End, ein reiner Begleitservice oder andere Dienste ohne Körperkontakt sind möglich.» Das sei vergleichbar mit dem Risiko im Tattoo-Studio, beim Physiotherapeuten oder klassischen Massagen. Unter anderem beinhaltet ihr Konzept folgende Massnahmen: kein Geschlechts- und Oralverkehr, keine Termine für Leute der Risikogruppe, nur ein Gast pro Dame sowie Dusch- und Desinfektionspflicht.

Verband fürs Sexgewerbe geplant

«35'000 Personen arbeiten in der Schweiz im Erotikgewerbe», sagt Unternehmer F. «Politisch werden ihre Rechte nicht vertreten.» Er doppelt nach: «Die Corona-Krise macht das deutlich. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat uns in den täglichen Corona-Medienkonferenzen bislang mit keinem Wort erwähnt.» Deshalb will er einen Gewerbeverband für die Branche gründen, der sich für die Interessen auf politischer Ebene einsetzt.

Wie schlimm die Lage ist, weiss Nicole S.* (23). Die Sexarbeiterin arbeitet normalerweise für Luxescort. «Aktuell gehe ich aber keiner Arbeit nach», sagt sie. «Das wäre illegal.» Ihr Einkommen sei gleich null. «Ich habe auf die Seite gelegt und lebe davon.» Der Ungarin gefällt es in der Schweiz, doch aktuell sieht sie hier keine Zukunft mehr.

Tatsächlich sieht es schlecht aus für sie und ihre Berufskolleginnen. Die Petition «Aufhebung des Berufsverbots für Sexarbeiterinnen» hat erst 138 Unterschriften.

* Namen von der Redaktion geändert


 

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