Neurobiologen finden heraus
Das Sehvermögen bei Primaten ist unabhängig von ihrer Grösse

Jede visuelle Recheneinheit der Grauen Mausmakis besitzt 40'000 Neuronen - und damit gleich viele wie die des Menschen. Das hat seinen Preis: Mehr als ein Fünftel der Grosshirnrinde des Mausmaki ist der Sehverarbeitung gewidmet. Bei Menschen sind es etwa fünf Prozent.
Publiziert: 03.12.2020 um 17:01 Uhr
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Aktualisiert: 03.12.2020 um 18:41 Uhr
Die Grauen Mausmakis sehen mit ihren kugeligen Augen überraschend scharf. Zu verdanken haben sie dies mit Neuronen vollgepackten visuellen Recheneinheiten.
Foto: Daniel Huber / Universität Genf

Die nachtaktiven Grauen Mausmaki mit ihren riesigen Knopfaugen wiegen gerade einmal sechzig Gramm und hangeln sich in den Wäldern Madagaskars von Ast zu Ast. Diese knuffigen Tiere unterzogen die Forschenden um den Neurobiologen Daniel Huber von der Universität Genf gemeinsam mit Kollegen des Max-Planck-Instituts in Göttingen und dem Naturgeschichtlichen Museum in Paris einem Sehtest.

Sie beobachteten, wie viele Neuronen im Gehirn aktiv sind, wenn die Forschenden sie vor Bildschirme setzten, die geometrische Formen zeigten. «Wir erwarteten, eine winzige Einheit zu sehen, die proportional zur kleinen Grösse des Lemurs», sagte Huber gemäss einer Mitteilung der Uni Genf.

Aber das überraschende Ergebnis: Indem das Team die Daten der Mausmaki mit denen von anderen Primaten verglichen, fanden sie heraus, dass jede Recheneinheit in allen Arten gleich viele Neuronen besitzen - nämlich 40'000 - und etwa einen halben Millimeter Durchmesser aufweisen. Offensichtlich lässt sich das Sehsystem nicht komprimieren oder miniaturisieren, weil eine feste Anzahl von Neuronen erforderlich ist, um seine optimale Funktion zu entfalten.

Würde man die visuellen Recheneinheiten eines Mausmaki und eines Menschen untersuchen, wäre es praktisch unmöglich, einen Unterschied zu erkennen, so die Forschenden. Demnach sehen die kleinen Tiere pro Recheneinheit genauso scharf. Weil allerdings die Augen des Menschen grösser sind und damit insgesamt mehr Recheneinheiten besitzen, nehmen sie die Welt trotzdem schärfer wahr.

Die Mausmakis teilen viele Eigenschaften mit den allerersten Primaten, die sich vor etwa 55 Millionen Jahren entwickelten. Daher schliessen die Forschenden aus den im Fachmagazin «Current Biology» veröffentlichten Ergebnisse, dass das Sehvermögen bei Primaten bereits seit Urzeiten ausgesprochen ausgeprägt war.

(SDA)

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