Jeder dritte Mann und jede fünfte Frau stirbt an Krebs. Im Jahr 2013 gab es weltweit 14,9 Millionen neue Krebsfälle. Im gleichen Jahr sind 8,2 Millionen Menschen, so viele wie die gesamte Schweizer Bevölkerung, an Krebs gestorben.
Die Zahlen stammen aus der Studie «Global Burden of Disease Cancer Collaboration»: Forscher der Universität Washington haben die Krebsregister von 188 Staaten studiert und Krankenakten ausgewertet. Sie fanden 28 verschiedene Krebsarten. Die Studie erfasst zudem die Krebshäufigkeit der letzten 25 Jahre und bestätigt damit die Zunahme der Krankheit. Unter den tödlichen Tumorerkrankungen steht bei Männern weltweit der Lungenkrebs an erster Stelle, bei Frauen Brustkrebs.
Mit dieser Studie ist die Dringlichkeit der globalen Forschung gegeben. So fördert die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO in Frankreich eine Zusammenarbeit von 25 Ländern – dazu gehört die Schweiz. Vor drei Jahren publizierte die Professorin Salima Ikram der Amerikanischen Universität in Kairo die Todesursache bei einer 2200 Jahre alten ägyptischen Mumie: Der Mann starb mit 40 an Prostatakrebs. Bislang ging die Forschung davon aus, dass die Hauptursache für Prostatakrebs beim Lebensstil der modernen Gesellschaft liegt. Ikram vermutet jedoch, dass es heute viele Fälle gibt, weil die Lebenserwartung der Männer zugenommen hat.
Ihre These stimmt auch für die Schweiz: Seit 1900 hat sich das Alter der Männer in der Schweiz von 46,2 auf 80,5 Jahre fast verdoppelt. Nach neusten Zahlen des Schweizer Krebsregisters erkrankt ein knappes Drittel der Männer an Prostatakrebs.
Die Fakten aus der Studie «Global Burden of Disease Cancer Collaboration» beweisen, dass nicht nur in westlichen Industrieländern, sondern auch in Nordafrika und Asien der Lungenkrebs die meisten Todesopfer fordert. Rauchen ist in diesen Ländern bei Männern verbreitet. Südlich der Sahara kommt bei Frauen häufig Gebärmutterhalskrebs vor, der beim Geschlechtsverkehr durch Übertragung von Papillomaviren (HPV) ausgelöst wird. Frauen können sich vor dem ersten Geschlechtsverkehr gegen Papillomaviren impfen lassen. Aber dafür fehlt es in Entwicklungsländern an Geld.
In Südost- und Südasien ist zum Beispiel der Leberkrebs häufige Todesursache, ausgehend von einer chronischen Infektion durch Hepatitisviren. Auch dieser Krebs kann durch Impfung vermieden werden.
«Krebsgeschwülste gehören zur Evolution der Menschheit», sagt Rolf Marti (58). Der ETH-Naturwissenschaftler leitet die Geschäftsstelle der Stiftung Krebsforschung Schweiz (KFS). Sie fördert die Krebsforschung und legt Wert darauf, von der Pharmaindustrie unabhängige Forschung zu unterstützen.
Seit zehn Jahren besteht auch ein nationales Krebsprogramm mit dem Ziel, die Entstehung von Krebs mit Früherkennung zu verhindern. Zusätzlich erfasst das Nationale Institut für Krebsepidemiologie und registrierung (NICER) Neuerkrankungen und Todesfälle. Trotz allen Anstrengungen ist die Bilanz ernüchternd. «Fast ein Viertel der Männer in der Schweiz stirbt an Lungenkrebs und knapp ein Fünftel der Frauen an Brustkrebs», sagt Marti. «Wir werden immer älter und entsprechend nimmt das Risiko zu, an einem Krebs zu sterben.»
Was man zur Vorbeugung tun kann, ist zumindest bei Lungenkrebs bekannt. Nicht rauchen! Aber gegen das Älterwerden gibt es keinen Schutz, gut die Hälfte der Krebsdiagnosen wird nach dem 65. Lebensjahr gestellt.