Im Jahr 2022 haben Schweizer Gerichte gemäss der am Dienstag veröffentlichen Auswertung von KPMG 78 Fälle von Wirtschaftskriminalität beurteilt. Insgesamt zehn Fälle mehr als im Vorjahr 2021. Sieben Fälle wurden im Zusammenhang mit Covid-19-Krediten verhandelt.
Die Deliktsummen beliefen sich dabei aufsummiert auf 581 Millionen Franken, 14 Millionen mehr als noch 2021. Fast drei Viertel des Gesamtschadens hatten dabei öffentliche Institutionen zu verkraften.
«Viele Fälle werden gar nicht erst zur Anzeige gebracht»
Die «hohe Attraktivität» des öffentlichen Sektors für Wirtschaftskriminelle seien einerseits die dort verwalteten finanziellen Mittel sowie der häufig komplexe Aufbau öffentlicher Institutionen, so KPMG. Dies begünstige Schwachstellen in den internen Kontrollsystemen. Die mit Abstand grösste Tätergruppe sind delinquente Privatpersonen, gefolgt von Managern und gewerbsmässigen Betrügern.
«Die tatsächlichen Zahlen dürften wesentlich höher liegen, da viele Fälle gar nicht erst zur Anzeige gebracht werden», heisst es im Bericht zudem.
Denn es gebe einen Trend zu einer ansteigenden Anzahl an Wirtschaftsdelikten. «Ein Grund für die Zunahme liegt darin, dass Wirtschaftskriminelle im Zuge der Corona-Pandemie neue Mittel und Wege für betrügerische Aktivitäten gefunden haben», so Bob Dillen, Leiter der Forensik-Abteilung von KPMG Schweiz.
Das unrühmliche Podest der Wirtschaftsdelikte
In Bezug auf die reinen Fallzahlen wurden in der Zentralschweiz die meisten Wirtschaftsdelikte verhandelt. Mit 21 von 78 Fällen entfiel knapp ein Viertel der Straftaten auf die Region, wo im Vorjahr gerademal zwölf Fälle vor Gericht landeten. Die Region Zürich folgte mit 18 Fällen auf dem zweiten Platz.
Das unrühmliche Podest der Wirtschaftsdelikte vervollständigt die Genferseeregion mit insgesamt 15 Fällen gegenüber sechs Verhandlungen im Vorjahr. Zudem wurde am Lac Leman mit einer Einzelfall-Deliktsumme von über 340 Millionen Franken der mit Abstand grösste Fall verhandelt. Es ging dabei laut KPMG um ein Steuerdelikt einer Privatperson. Bekanntlich wurde im Herbst 2022 der Fall des Weinmoguls Pierre Castel an den Genfer Gerichten verhandelt.
Der «KPMG Forensic Fraud Barometer» erfasst jedes Jahr die öffentlich verhandelten und medial publizierten Gerichtsfälle im Zusammenhang mit Wirtschaftskriminalität. Der Bericht befasst sich den Angaben nach nur mit Wirtschaftsdelikten die eine Betrugssumme von mindestens 50'000 Franken erreichen.
(SDA)