Digitalisierung von Archiven und Sammlungen
Schweiz nutzt laut Forschern wissenschaftliche Sammlungen schlecht

In der Schweiz sind erst 17 Prozent der Objekte naturwissenschaftlicher Sammlungen digital erfasst. Damit seien zahlreiche Objekte für wissenschaftliche Auswertungen nicht wirklich zugänglich, kritisiert die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz.
Publiziert: 17.01.2019 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2019 um 13:35 Uhr

Naturwissenschaftliche Sammlungen seien bei Klimastudien, in der Landwirtschaft, bei übertragbaren Krankheiten oder bei der Nutzung des Untergrunds einzigartige Datenquellen, schreibt die Akademie in einer Mitteilung. Umweltveränderungen könnten zum Beispiel oft nur mit Hilfe von Sammlungsobjekten nachgewiesen werden.

Objekte aus Sammlungen für aktuelle Forschungen nutzen

So hätten die Auswirkungen von Pestiziden auf die Umwelt erst anhand von Eierschalen in naturhistorischen Sammlungen genauer bestimmt werden können. Gesammelte Bodenproben aus der ganzen Schweiz hätten vor und nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl erlaubt, das Ausmass der radioaktiven Verseuchung der Böden nachzuweisen.

Mit immer neuen Methoden gewännen Forscherinnen und Forscher anhand der vorhandenen Sammlungsobjekte auch neue Erkenntnisse.

Ein Bericht mit dem Titel «Nationale Bedeutung Naturwissenschaftliche Sammlungen der Schweiz» zeigt nun laut der Akademie erstmals auf, welche naturwissenschaftliche Sammlungen es in der Schweiz gibt und wie gut diese schon digitalisiert sind.

Mangelnde Digitalisierung der Bestände

In den 56 Institutionen aus fast allen Kantonen reicht der Digitalisierungsgrad von 0 bis 100 Prozent. Viele Länder Europas seien weiter als die Schweiz, die 17 Prozent ihrer über 60 Millionen Sammlungsstücke digitalisiert habe.

Die 35'000 in der Akademie der Naturwissenschaften vereinten Experten wollen nun zusammen mit Museen, Hochschulen und botanischen Gärten die Sammlungsgüter in besserer Qualität zugänglicher machen. Dies mit Hilfe einer digitalen Forschungsplattform. Dafür brauche es einen «Investitionsschub» von 14 Mio. Franken, schreibt die Akademie.

Diesen Investitionsschub soll der Bund leisten. Die Akademie hat im Dezember dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) ein entsprechendes Gesuch eingereicht. Das sagte Christoph Scheidegger von der Akademie der Naturwissenschaften am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Bern.

Die Forscher und ihre Partner möchten erreichen, dass die Sammlungen als nationale Forschungsinfrastruktur gilt. Auch die Europäische Union habe Sammlungen 2018 als prioritäre Forschungsinfrastruktur eingestuft, sagt die Akademie der Naturwissenschaften.

Ohne digitale nationale Forschungsplattform drohe die Schweiz beim wissenschaftlichen Zugang zu Sammlungen den Anschluss zu verlieren, hiess es auch.

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