Nachbarn hätten ihn retten können, doch seine Frau und zwei Kinder im Alter von sieben und zehn Jahren seien unter den Schlammmassen begraben worden. Er könne nicht schlafen, sagt Namainja. Jedes Mal, wenn er die Augen schliesse, sehe er die Särge seiner Familie vor sich.
Mindestens 511 Menschen kamen aufgrund des aussergewöhnlich langanhaltenden Zyklons nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde allein in Malawi ums Leben. Mehr als 530 weitere Menschen werden dort weiterhin vermisst. Doch die Chancen, sie lebend zu finden sei gering, sagt der Leiter der Behörde, Charles Kalemba. Er rechne daher mit einem Anstieg der Opferzahl auf über 1000.
Ganze Dörfer wurden von Erdrutschen und Schlammlawinen verschlungen, Sturzfluten aufgrund sintflutartiger Regenfälle haben Häuser, Strassen und Brücken weggespült. Selbst die Menschen, die sich vor den Fluten retten konnten, bleiben in einer schwierigen Lage. Viele ländliche Gegenden – oft die am stärksten betroffenen Gebiete – stehen nach Angaben der malawischen Katastrophenschutzbehörde knapp zwei Wochen nach dem Sturm noch unter Wasser und seien nur mit Hubschraubern oder Booten erreichbar. Betroffene warten verzweifelt darauf, zurückkehren zu können, in der Hoffnung mit dem Wiederaufbau zu beginnen.
«Freddy» war am 11. März zum zweiten Mal innerhalb eines Monats im Südosten Afrikas auf Land gestossen und richtete in Malawi sowie im Nachbarland Mosambik grosse Schäden an. Ursprünglich hatte der Zyklon am 21. Februar erstmals Land erreicht - und zwar auf dem Inselstaat Madagaskar. Von dort zog der Sturm weiter nach Mosambik und anschliessend zurück über den Indischen Ozean. Auch in Mosambik und Madagaskar kam es zu Todesfällen. In den drei Ländern sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) insgesamt 1,4 Millionen Menschen betroffen.
Im am schwersten betroffenen Malawi hat «Freddy» Behörden zufolge mehr als eine halbe Million Menschen in die Flucht getrieben. Etwa 1300 Schwerverletzte würden in Krankenhäusern behandelt. In Malawi können derzeit fast 500 000 Kinder nicht zur Schule gehen, teilte die Hilfsorganisation Save the Children mit.
Mehr als 300 Gesundheitseinrichtungen wurden laut WHO in Madagaskar, Malawi und Mosambik zerstört oder überflutet. Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen seien Zehntausende Menschen in südlichen Distrikten Malawis vom Zugang zu Gesundheitseinrichtungen abgeschnitten.
«Am Dringendsten benötigen die Menschen derzeit Essen, sauberes Trinkwasser und Unterkünfte», sagte Mathew Masinde, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe in Mosambik. Er warnte vor einer «unkontrollierten Ausbreitung der Durchfallkrankheit Cholera», mit der schon jetzt mehr als 55 000 Menschen in Malawi und Mosambik infiziert seien. «Durch die Überschwemmungen, verunreinigtes Wasser und schlechte Hygienebedingungen kann sich die Krankheit massiv ausbreiten», warnte Masinde. Vor allem für geschwächte Menschen kann die Durchfallerkrankung tödlich enden. Auch die Risiken von Erkrankungen an Malaria, durch Impfungen vermeidbare Krankheiten sowie Unterernährung seien gestiegen, so die WHO.
Aufgrund der Katastrophe sind die Preise für Grundnahrungsmittel sprunghaft angestiegen, teilte das Welternährungsprogramm (WFP) mit. Märkte seien unzugänglich oder ohne ausreichende Lebensmittel. Der Preis für Mais habe laut WFP ein «Rekordniveau» erreicht und koste bis zu 400 Prozent mehr als im Vorjahr. Viele Familien kämpften täglich darum, genug zu essen zu finden.
Laut der Weltwetterorganisation (WMO) dürfte der Sturm der langlebigste Zyklon seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sein. «Freddy» wurde am 6. Februar zum Zyklon erklärt. Der Süden Afrikas befindet sich derzeit in der Zyklon-Saison, die bis März oder April Regen und schwere Stürme mit sich bringen kann.
(SDA)