Die israelischen Sicherheitskräfte haben am Dienstag um 4 Uhr den Anführer des Islamischen Dschihad, Abu al-Ata, getötet. Der Angriff ereignete sich im Gazastreifen. Jetzt kommt es zu einem Gegenangriff. Nach Armeeangaben kommt es zu einem «erheblichen» Raketenbeschuss aus Gaza. 190 Raketen haben militante Palästinenser nach Militärangaben bisher abgefeuert. Dutzende davon seien von der Raketenabwehr Iron Dome (Eisenkuppel) abgefangen worden.
Bei weiteren gezielten Luftangriffen im nördlichen Gazastreifen wurden nach Armeeangaben fünf Dschihad-Mitglieder getötet, die Raketen auf Israel abfeuern wollten. Das Gesundheitsministerium in Gaza bestätigte, insgesamt seien am Dienstag sieben Palästinenser getötet und rund 40 verletzt worden.
«Anschläge vorangetrieben»
An der Militäraktion war laut Armee auch der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet beteiligt. Abu al-Ata habe in den vergangenen Tagen Vorbereitungen für «unmittelbar bevorstehende» Terroranschläge auf israelische Zivilisten und Soldaten vorangetrieben. Er habe unter anderem «Terrorsquads» für das Eindringen nach Israel trainiert. Die Operation habe dazu gedient, «eine drohende Gefahr» abzuwenden.
Das israelische Militär erklärte, Ministerpräsident und Verteidigungsminister Benjamin Netanjahu habe die Operation gegen al-Ata genehmigt. Diesem wurde vorgeworfen, kürzlich eine Reihe grenzüberschreitender Raketen-, Drohnen- und Scharfschützenanschläge durchgeführt und weitere geplant zu haben.
«Tickende Zeitbombe»
«Abu al-Ata war verantwortlich für die meisten Aktivitäten des palästinensischen Islamischen Dschihad im Gazastreifen und war eine tickende Zeitbombe», teilte die Armee mit. «Er hat Terrorattacken angeführt und sich persönlich an ihnen beteiligt sowie an Versuchen, israelischen Zivilisten und Soldaten Leid zuzufügen durch Raketenbeschuss, Scharfschützenfeuer, das Senden von Drohnen und mehr.»
Abu al-Ata sei verantwortlich gewesen unter anderem für den intensiven Beschuss Anfang Mai, den Raketenbeschuss am 1. November, bei dem ein Haus in der israelischen Stadt Sderot getroffen wurde, sowie Raketenbeschuss auf ein Musikfestival in Sderot Ende August, teilte die Armee mit.
Schulen bleiben geschlossen
Der Islamische Dschihad bestätigte in seiner eigenen Erklärung al-Atas Tod und drohte mit Vergeltungsmassnahmen gegen Israel. «Israel hat alle roten Linien überschritten», hiess es in einer Stellungnahme.
Die israelische Arme hat nach eigenen Angaben verstärkt Truppen ins Grenzgebiet verlegt. Nach Medienberichten wurde wegen der Sorge vor Angriffen des Islamischen Dschihad auf israelische Grenzorte am Dienstag teilweise der Zugverkehr eingestellt. Schulen und Büros vom Süden bis zum Zentrum bleiben geschlossen. Nach Angaben der Armee heulten am Morgen Sirenen unter anderem in Aschkelon. Die beiden Grenzübergänge von Israel in den Gazastreifen blieben bis auf weiteres geschlossen.
Mädchen (8) in Lebensgefahr
Auch in Tel Aviv heulten mehrmals die Sirenen, auch Explosionen waren zu hören. Rund 20 Raketen seien vom Abwehrsystem Iron Dome (Eisenkuppel) abgefangen worden.
Nach Angaben von Sanitätern schwebte ein achtjähriges israelisches Mädchen nach einem Raketenangriff in Lebensgefahr. Sie habe das Bewusstsein verloren, nachdem Warnsirenen in Cholon südlich von Tel Aviv geheult hatten, hiess es in einer Mitteilung. Sanitäter hätten sie wiederbelebt und in ein Krankenhaus gebracht. Sie sei in kritischem Zustand.
Im Laufe des Vormittags schlugen nach Medienberichten Raketen direkt in einem Haus und auf einer stark befahrenen Schnellstrasse ein. Ein Haus in Netivot im Süden des Landes sei direkt getroffen und schwer beschädigt worden, berichtete das israelische Fernsehen. Es sei aber niemand verletzt worden.
Der Sender zeigte auch ein Video, auf dem zu sehen war, wie eine Rakete direkt neben fahrenden Autos auf einer Schnellstrasse nahe Gan Javne südlich von Tel Aviv einschlug. Dabei sei ein Mann leicht verletzt worden.
Trotz des Angriffs wolle man nicht zur Politik der gezielten Tötungen von Feinden Israels zurückkehren, sagte der Armeesprecher Jonathan Conricus am Dienstag. «Dieser israelische Angriff ist kein Hinweis auf einen Wechsel in der israelischen Politik», sagte er. Dies sei eine einzigartige Aktion gewesen, um «eine direkte Bedrohung» abzuwenden. (SDA/man)