Musik
Cellist Martin Tillman bringt «Superhuman» nach Zürich

Der Zürcher Komponist und Cellist Martin Tillman, der an zahlreichen Soundtracks für Hollywood-Blockbuster mitgewirkt hat, kommt am 5. und 6. Mai mit seiner Show «Superhuman» ins Zürcher Theater 11. Keystone-SDA hat mit ihm gesprochen.
Publiziert: 01.05.2023 um 11:10 Uhr
Zurück aus Hollywood: Am kommenden Wochenende stehen der Zürcher Filmmusiker Martin Tillman und sein elektrisches Cello im Zentrum der Show "Superhuman".
Foto: Nora Nussbaumer

Der Titel «Superhuman» kommt von dem gleichnamigen Album, das Tillman 2016 für seine Frau Eva veröffentlichte, die im Frühjahr 2019 an den Folgen der Multiplen Sklerose verstarb. «Als es Eva immer schlechter ging, sagte ich mir, dass ich etwas machen sollte, das uns beiden Kraft gibt», erklärt Tillman im Zoom-Interview mit Keystone-SDA.

Die Inspiration zu diesem Album sei von der Bitte seiner Frau ausgegangen, ein fröhliches Lied für ihren Geburtstag zu schreiben, sagt Tillman. «Ich stellte mir vor, Musik für ein Amphitheater-Publikum zu schreiben», sagt Tillman und fügt hinzu, dass er 1988 sein erstes Konzert in den USA in einer Arena mit 18'000 Plätzen gespielt hat. «So habe ich es mir vorgestellt, mit Eva im Saal, um unser gemeinsames Leben zu feiern.»

Die Einflüsse sind vielfältig, von DJs wie Tiësto bis hin zum Rock'n'Roll von Pink Floyd, sagt Tillman. Der Titel bezieht sich also nicht nur auf seine Frau, die gegen die Krankheit kämpfte, sondern auch auf die Superheldenfilme, für die Tillman den Soundtrack schrieb, oder auf Carlos Santanas «Supernatural»-Album, um nur einige zu nennen.

Tillman arbeitete etwa fünf Jahre lang an dem Album und präsentierte es dann auf einer kleinen US-Tournee durch Hallen mit etwa hundert Leuten. Das positive Feedback veranlasste ihn dazu, «gross rauszukommen», wie er sagt.

Hier kommt Giorgio Denzler ins Spiel, Tillmans Freund und jetziger Manager, der ihm bei der Zusammenstellung der Show geholfen hat. «Wir arbeiten nicht nur zusammen, wir haben auch Spass», ein Echo, das auch widerspiegelt, was sie vom Publikum erwarten: «Wir wollen, dass sie unsere neuen Fans sind.»

Für das Album hat Tillman «mit den grössten Musikern» zusammengearbeitet: David Paich, der die Hits von Toto komponiert hat, Davey Johnstone, Elton Johns Gitarrist, und Vinnie Colaiuta, Schlagzeuger von Sting und Frank Zappa etwa.

Die ursprünglich für Mai 2020 geplante Show im Zürcher Theater 11 wurde wegen der Pandemie mehrmals verschoben. Am kommenden Wochenende wird Tillman nun aber endlich zeigen können, wie er mit seinem elektrischen Cello von einem Orchester mit zehn Cellisten, einer Rockband und einem Soulsänger begleitet wird. «Viele der Musikerinnen und Musiker sind langjährige Freunde von mir», erklärt Tillman, «es ist eine wunderbare Familienangelegenheit».

Tillman hofft, mit dem Programm in der Schweiz auf Tournee gehen und ein paar kleinere Auftritte in Japan, Südkorea und Dubai einzuplanen zu können. Nach der langen Wartezeit freut sich der Komponist auf die Auftritte, auch wenn er nicht leugnet, «ein bisschen nervös» zu sein.

30 Jahre lang arbeitete Tillman mit Komponisten vom Kaliber eines Hans Zimmer zusammen und schrieb Filmmusik, hauptsächlich für Action- oder Science-Fiction-Filme.

«Ich denke, diese Zusammenarbeit hat mich viel über das Leben gelehrt, darüber, wie ich mich musikalisch öffnen kann», erklärt Tillman. «Der einflussreichste Mitarbeiter und Komponist in meinem Leben war definitiv Hans Zimmer, mit dem ich 20 Jahre im Studio verbracht habe», fügt er hinzu.

«Wenn man Filmmusik macht, stellt man sich in den Dienst des Films, der Ehrgeiz des Regisseurs steht an erster Stelle», erklärt er. «Es ist ein viel pragmatischerer Ansatz als bei einem Album». Wenn er frei schreiben könne, komme die Inspiration für die Tracks meist beim Autofahren in den Alpen oder wenn er sich mit Menschen unterhalte.

Nachdem 30 Jahren Vereinigten Staaten ist Tillman inzwischen in die Schweiz zurückgekehrt, wo er sich nach eigenen Angaben immer noch ein bisschen «wie ein Tourist» fühlt. Er schreibt jetzt Originalmusik für Musikbibliotheken, die dann in verschiedenen Produktionen verwendet werden können. In der Vergangenheit hat er ausserdem mit Regisseur Xavier Koller, dem Oscar-Gewinner für den besten fremdsprachigen Film 1991, am Soundtrack für «Schellen-Ursli» (2015) gearbeitet.

(SDA)

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