Millionen für Bioresonanz über die Krankenkasse
Auch diesen Hokuspokus zahlen wir mit unseren Prämien!

Nicht nur Scientologen-Methode findet Anklang. Auch die Bachblüten- oder Ohrkerzen-Therapie haben keine naturwissenschaftliche Erklärungen für ihre Heilsversprechen. Trotzdem zahlen die Krankenkassen ebenfalls für solche Anwendungen.
Publiziert: 13.05.2020 um 23:04 Uhr
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Studien konnten eine Wirksamkeit nicht feststellen.
Flavio Razzino

Die Bioresonanz-Therapie ist ein «Diagnostischer und therapeutischer Unsinn», wie die Fachkommission der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie feststellt. Kein Wunder: Die Therapie geht auf eine Idee von Scientologen zurück.

Und trotzdem zahlen Krankenkassen im Rahmen der Zusatzversicherung einen Anteil an solchen Sitzungen. Und die Bioresonanz ist da längst nicht die einzige umstrittene Therapieform. Die Swica beispielsweise unterstützt über hundert Therapiemethoden, die der Alternativmedizin zugeschrieben werden und teilweise hochumstritten sind. Ein paar Beispiele:

Die Bachblüten-Therapie Erfinder Edward Bach (†50) war überzeugt: Jede körperliche Krankheit hat einen seelischen Ursprung. Und die von ihm entwickelten Blütenessenzen können diese Krankheiten heilen. Bloss: Das tun die Blütenessenzen nicht – zu diesem Schluss kommen diverse wissenschaftliche Studien. Die überteuerten Bachblüten-Essenzen sind am Ende nichts weiter als eine extrem verdünnte Mischung aus Alkohol und Wasser, in der mal ein paar Blüten gelegen haben.

Die orthomolekulare Therapie Ob Krebsleiden oder Neurodermitis: Durch die Einnahme von ultrahochdosierten Vitaminen sollen Krankheiten bei dieser Therapie geheilt werden können. Dahinter steckt die Theorie, dass die Bevölkerung durch den modernen Lebenswandel chronisch unterversorgt ist mit Vitaminen und anderen Vitalstoffen – und darum krank wird. Seriöse Studien zeigen aber: Einerseits ist die chronische Unterversorgung ein Märchen. Und andererseits kann Krebs mit ultrahochdosierten Vitaminen nicht bekämpft werden. Belegt ist nur: Eine Überdosis Vitamine schädigt dem Körper.

Die Ohrkerzen-Therapie Ohrkerzen sollen Migräne oder Tinnitus lindern und zudem den Gehörgang reinigen. Die hohlen Kerzen werden dafür mit Kräuter und ätherischen Ölen gefüllt und dann ins Ohr gesteckt und angezündet. Warum die Kerzen die Ohren reinigen sollen, kann aber weder physikalisch noch chemisch begründet werden. Und die Behauptung, sie hätten eine therapeutische Wirkung, ist laut Wissenschaft sogar «nachweislich falsch».

Die Colon-Hydro-Therapie Man spüle zehn Liter Wasser in den Dickdarm – und heile so den Menschen von Krankheiten wie Akne, Rheuma, Verstopfung oder Durchfällen: Daran glauben Anbieter dieser Therapieform. Wissenschaftlich belegt ist aber nur, dass die Therapie zur Darmentleerung führt. Dafür gehen die Patienten bei der Behandlung aber das Risiko einer Darmverletzung ein. Sowie dass die Darmflora gestört wird. Mögliche Nebenwirkung: Verstopfung oder Durchfall. Die Krankenkassen zahlen trotzdem.

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