Mikroperlen in Zahnpasta, Duschgels und Peelings
So klein, so schädlich

Die sogennanten Mikroperlen lagern sich als Mikroplastik im Meer ab. Auch in Schweizer Gewässern konnte die ETH Lausanne das Vorkommen von Kunststoffkleinstpartikeln nachweisen. Politiker fordern nun ein Verbot.
Publiziert: 11.01.2016 um 20:25 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:49 Uhr
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Die winzigen Plastikkügelchen lassen sich in der Kläranlage nur teilweise abfiltern und gelangen so in die Umwelt, wo sie grossen Schaden anrichten.
Foto: Laif
Von Nina Merli

Sie stecken in Duschgels, Zahnpasta, Peelings und vielen anderen Kosmetikprodukten: Polyethylen-Partikel, sogenannnte Mikroperlen. Die winzigen Plastikkügelchen lassen sich in der Kläranlage nur teilweise abfiltern und gelangen so in die Umwelt, wo sie grossen Schaden anrichten. Von blossem Auge kaum sichtbar, lagert sich dieses Mikroplastik im Meer ab.

Der Zürcher Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli hat sich mit der Materie befasst: «Die Mikroplastikteilchen ziehen Schadstoffe an, die sich auf deren Oberfläche ablagern. Die Teilchen werden samt Schadstoffen von den Meeresorganismen aufgenommen: Mikroplastik wurde in Seehunden, Fischen, Muscheln und kleineren Organismen nachgewiesen.» Und so gelangen am Ende die Partikel etwa durch den Verzehr von Fischen auch in unseren Körper.

US-Präsident Barack Obama hat die Warnungen von Umweltschützern ernst genommen und vor kurzem ein Gesetz verabschiedet, das ab Juli 2017 die Verwendung von Mikroperlen verbietet. In der Schweiz hat Balthasar Glättli 2014 eine Motion zum Verbot von Mikro­plastik in Körperpflegeprodukten eingereicht – sie wurde vom Bundesrat abgelehnt.

Die ETH Lausanne hatte Schweizer Gewässer auf das Vorkommen von Kunststoff­kleinst­partikeln untersucht und in den meisten Proben der sechs Seen und der Rhone tatsächlich auch Mikroplastik­partikel nachweisen können.

Allerdings stufte der Bundesrat «die Gefährdung für die menschliche Gesundheit, welche von Mikroplastik in Kosmetika ausgeht, als gering ein». Man hielt aber auch fest, dass im Fall von neuen Erkenntnissen und Studien «die allenfalls notwendigen Massnahmen und rechtlichen Anpassungen in Bezug auf die ­Verwendung von Mikroplastik eingeleitet werden».

Glättli hofft, dass man durch das US-Verbot nun auch bei uns nochmals über die Bücher geht: «Obamas Entscheidung ist richtig. Es gibt ökologisch abbaubare und umweltverträgliche Alternativen. Darum ist ein Verbot unproblematisch, sinnvoll und viel günstiger als eine allenfalls in Zukunft mögliche teure ­Aufrüstung aller Kläranlagen.»

Obwohl in der Schweiz kein Verbot herrscht, hat ein Teil der Kosmetikbranche schon rea­giert. So hat der Multikonzern Beiersdorf (Nivea, Eucerin) bereits begonnen, die Formeln entsprechend anzupassen und die Polyethylen-Partikel in allen relevanten Produkten zu ersetzen. Auch L’Oréal will bis 2017 auf alle Plastikpartikel verzichten.

Ausführliche Infos und eine Liste mit Produkten ohne Mikroplastik: bund.net/mikroplastik-liste

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