Humanitäre Hilfe könne nicht mehr in erster Linie eine Notversorgung von Geflohenen oder drangsalierten Menschen sein. Die Art und Länge von Konflikten, die Zahl der Vertriebenen belaste immer häufiger die Infrastruktur dort, wo Vertriebene Aufnahme fänden. Grundlegende Einrichtungen wie etwa Wasserversorgung, Gesundheitsdienste oder Schulen müssten dort nachhaltig unterstützt werden.
«Wir müssen unsere humanitäre Arbeit anpassen», sagte Maurer an einem Treffen mit den von der Uno akkreditierten Korrespondenten in Genf. «Man kann nicht nur Nothilfe leisten, man muss auch Systeme reparieren.» Ein Zusammenbruch etwa der Gesundheitssysteme habe zudem zur Folge, dass sich unter Kontrolle geglaubte Krankheiten wieder ausbreiten. Zu bewaffneten Konflikten über Grenzen hinweg kämen religiöse und ethnische Konflikte.
Anders als früher gebe es mehr nicht-staatliche Akteure, mit denen aber gleichermassen über den Umgang mit Verletzten und Gefangenen oder sichere Zonen für Zivilisten verhandelt werden müsse. Das IKRK sei weltweit heute mit 50 bis 60 Regierungen und mit 561 Gruppen nichtstaatlicher Akteure in Kontakt.
Wachsende Gräben zwischen Armen und Reichen führten in Ländern wie Nigeria zu weiteren Konflikten, durch Gewalt, Korruption und den Zusammenbruch ziviler Regierungsstrukturen. Zu allem komme noch der Klimawandel, der dazu führe, dass Konfliktparteien sich zusätzlich um schwindende Ressourcen stritten.
Um die Wurzeln der Konflikte anzugehen, brauche es aber politische Lösungen, das sei keine Aufgabe des strikt neutralen IKRK. Als humanitäre Organisation könne das IKRK etwa durch vertrauensbildende Massnahmen wie Gefangenenaustausch oder Vermittlung zwischen Konfliktparteien über sichere Zonen für Zivilisten zur Entspannung beitragen.
(SDA)