Diese Auszeichnung sei ein starkes Zeichen gegen das Treiben der Vereinigten Arabischen Emirate - ein Land, das die Exilregierung im Jemen-Konflikt unterstütze, sagte die Preisträgerin vor den Medien. Zwar seien seit ihrenr Enthüllungen im Jahr 2016 260 Menschen freigelassen worden, doch Tausende würden immer noch in Isolationshaft gehalten, sagte sie. Einige von ihnen seien 2017 nach Eritrea gebracht worden.
Huda al-Sarari sammelte Beweise zu mehr als 250 Fällen von Missbrauch in den Geheimgefängnissen. So konnte sie internationale Organisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch überzeugen, sich der Sache anzunehmen.
Weil sie das System aufgedeckt hatte, wurde der 18-jährige Sohn von al-Sarari ermordet. Nachdem von den Emiraten unterstützte jemenitische Separatisten die Kontrolle über das Land am Golf von Aden übernommen hatten, floh sie 2019 wegen akuter Bedrohung mit ihrem zweiten Sohn aus dem Jemen.
Als Trägerin des Martin-Ennals-Preises will die Menschenrechtsaktivistin nun die USA und europäische Länder, darunter auch die Schweiz, dazu bringen, Druck auf die Vereinigten Arabischen Emirate auszuüben.
Sie fordert die Länder jedoch nicht dazu auf, die nächste Weltausstellung zu boykottieren, die dieses Jahr in Dubai stattfindet. «Es ist besser, jeden Staat die Initiative ergreifen zu lassen, die er für angemessen hält», sagt sie.
Das Preisgeld von 50'000 Franken will Huda al-Sarari für die Fortsetzung ihre Arbeit verwenden. Insbesondere will die Jemenitin Frauen bei der Suche nach dem Verbleib ihrer vermissten Angehörigen unterstützen.
Zum ersten Mal waren in diesem Jahr alle drei Finalisten für den Martin-Ennals-Preis Frauen. «Sie alle haben diese Auszeichnung verdient», sagte der Vorsitzende der Jury, Hans Thoolen. Es sei für eine Frau noch «schwieriger», die Menschenrechte zu verteidigen, betonte die Stadtpräsidentin von Genf, Sandrine Salerno.
Die beiden anderen Finalisten, die jeweils 20'000 Franken erhalten, wurden ebenfalls bedroht. Die Südafrikanerin Sizani Ngubane engagiert sich seit mehr als 60 Jahren für die Rechte der Frauen in ihrem Land. Zuletzt kämpfte sie insbesondere gegen das traditionelle Recht, mit dem Landfrauen in der Provinz KwaZulu-Natal enteignet werden können.
Norma Ledezma aus Mexiko hat ihrer gefolterten und ermordeten Tochter Gerechtigkeit versprochen. Sie unterstütze über 200 Ermittlungen in Fällen von verschwundenen oder ermordeten Frauen und Männern.
Ihr Name steht auf einer Todesliste von kriminellen Organisationen. Deswegen wechselt die Aktivistin ihren Wohnsitz seit vielen Jahren zwischen Hotels und sicheren Häusern und wird dabei von Leibwächtern beschützt.
Der Martin-Ennals-Preis ist nach dem ersten Generalsekretär von Amnesty International benannt und wird von zehn weltweit führenden Menschenrechtsorganisationen getragen. Er wird seit 1994 jährlich an Einzelpersonen oder Organisationen verliehen, die im Kampf um die Menschenrechte ausserordentlichen Mut bewiesen haben.
(SDA)