Ist die Pride nur eine Party? Oder doch Politik? Mit diesen Gedanken kämpfte ich immer, wollte als Homosexueller nie der Demonstration beiwohnen. Zu sexualisiert, zu schrill, zu laut: So stellte ich mir den Umzug vor. Wie soll das Ganze etwas bewirken?
Dieses Jahr wollte ich mir all diese Fragen beantworten. Mehrere Wochen vor dem Festival begann ich meine Arbeit an einer Serie, bei der BLICK die Pride medial begleitete. Dabei begegnete ich Menschen mit den unterschiedlichsten Schicksalen. Und da klickte es: Es gibt so viele Menschen, die nicht gleich vor dem Gesetz, nicht gleich vor der Gesellschaft sind.
Stimme der grossen Minderheit
Menschen, denen ich Gehör und Stimme geben wollte. Und das sind nicht nur zehn, nicht hundert, nicht tausend Stimmen: 24'000 Menschen liefen alleine schon am Samstag für die Rechte der LGBT+-Gemeinschaft mit. Und von uns gibt es noch so viele mehr.
Auch wenn einige Vorurteile stimmen, die diesjährige Pride war hochpolitisch. Die Ansprachen vor dem Umzug berührten mich tief. Unter der Sonnenbrille verdrückte ich die eine oder andere Träne. Denn: Zum ersten Mal war ich an der Pride, zum ersten Mal fühlte ich mich als Teil des Ganzen – Teil der sogenannten Familie.
Egal ob hetero, homo, bi, trans*: Wir sind alles Menschen. So individuell wir auch sein mögen, im Grunde sind wir alle gleich. Zusammen sind wir stark. Es ist Zeit: «Gleiche Liebe, gleiche Rechte!» Vor uns ist noch ein langer Marsch zur Toleranz.