Immer mehr Opfer von erzwungenen Ehen in der Schweiz sind noch Kinder. Die Berater der nationalen Fachstelle Zwangsheirat unterstützten im vergangenen Jahr 43 Kinder unter 16 Jahren, schreibt die «NZZ am Sonntag».
Die jungen Frauen, die gegen ihren Willen verheiratet wurden, stammen vor allem aus Syrien, Afghanistan, Somalia, Eritrea und Mazedonien. Zudem erhielt die Fachstelle 64 Meldungen von Minderjährigen-Ehen mit 16- bis 18-jährigen Betroffenen, wie ihre noch unveröffentlichte Statistik zeigt.
Kinder werden illegal getraut
In der Schweiz darf eine religiöse Hochzeit erst nach der Ziviltrauung und frühestens im Alter von 18 Jahren vollzogen werden. Häufig werden die jungen Frauen auf Anordnung ihrer Familie illegal getraut. Obwohl die Ehen ungültig sind gelten sie in ihrer Familie als vermählt.
Seit zwei Jahren nimmt das Problem der Zwangsheirat von Minderjährigen und ganz speziell von Kindern im Schutzalter zu. Bis 2015 hatte die Fachstelle nur vereinzelt mit Eheschliessungen von unter 16-Jährigen zu tun. Das liegt laut Anu Sivaganesan, der Präsidentin der Fachstelle, zum einen an der veränderten Zusammensetzung der Asylsuchenden. Zum anderen werden mehr Fälle von Ärzten oder aus dem schulischen Umfeld oder auch von Betreuern aus dem Asylwesen gemeldet.
Bund diskutiert am Montag über Kinderehen
Am kommenden Montag muss sich Bundesrätin Simonetta Sommaruga zum Thema Kinderehen äussern. Die Zürcher SVP-Abgeordnete Natalie Rickli will von ihr wissen, wie sich die Zahl der zwangsverheirateten Kinder entwickelt – und was der Bund dagegen tun will.