Meeresforschung
Die Meeresressourcen werden im reichen Norden erforscht

Die meisten Ressourcen aus den Weltmeeren stammen zwar aus dem globalen Süden, erforscht werden sie aber vorwiegend von wenigen reichen Ländern im Norden. Entsprechend fliesst auch der aus den Ressourcen gewonnene Profit mehrheitlich dorthin.
Publiziert: 15.10.2020 um 08:31 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2020 um 09:52 Uhr
In den Tiefen der Meere befinden sich unentdeckte Schätze, die dereinst für die Pharmazie, Kosmetika oder Lebensmittelindustrie genutzt werden könnten. Die Erforschung dieser Meeresressourcen ist unter den Ländern aber ungleich verteilt.
Foto: DAVID J. PHILLIP

In den Tiefen der Meere, die zu zwei Dritteln die Erde bedecken, schlummern Millionen noch kaum erforschter Organismen. Wissenschaftler versuchen, diesem Reichtum neue Wirkstoffe etwa für die Krebstherapie, Schmerzmittel oder Antibiotika zu entlocken.

Nur: Der Mammutanteil der wissenschaftlichen Studien zu Ressourcen aus den Weltmeeren stammt bloss aus einer Hand voll Länder des reichen Nordens. China, die USA, Japan und Australien belegen die Spitzenplätze. Das fand ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung des Wasserforschungsinstituts Eawag heraus, nachdem sie 10'000 Studien der letzten fünfzig Jahre analysiert hatten.

Die im Fachmagazin «PNAS» veröffentlichen Resultate offenbaren einen gewissen Widerspruch: Wissenschaftler aus dem globalen Süden erscheinen verschwindend selten auf der Autorenliste der Studien. Aber die Meeresschätze befinden sich oftmals auf dem Boden dieser Länder, etwa in afrikanischen Küstenstaaten oder Indonesien.

«Der Schluss liegt nahe, dass nicht nur der wissenschaftliche Ruhm, sondern auch Profite aus der Nutzung der beschriebenen Ressourcen ungleich verteilt sind», sagte Mitautor Moritz Lürig von der Eawag gemäss einer Mitteilung des Instituts.

Um den Zugang und eine gerechte Verteilung von genetischen Ressourcen und der sich daraus ergebenden Vorteile zu gewährleisten, ratifizierten bis heute 193 Länder im Rahmen der Biodiversitätskonvention das Nagoya-Protokoll. Die Schweiz unterschrieb im Jahr 1994.

Seither hat sich die Anzahl der Länder, die Meeresressourcen beschreiben, zwar erhöht. Aber: «Der Trend ändert sich leider nur sehr, sehr langsam», sagte Lürig. «Es sind zusätzliche Massnahmen nötig, damit am Ende die Vorteile - zum Beispiel aus der maritimen Arzneimittelforschung - fairer um den ganzen Globus verteilt werden.»

https://doi.org/10.1073/pnas.2007610117

(SDA)

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