Medizin/Prävention
Auch Darmkrebsrisiko lässt sich auf jeden Fall beeinflussen

Genetik und Lebensstil beeinflussen das Darmkrebsrisiko. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) haben jetzt erstmals sämtliche bekannten Risikofaktoren miteinander verglichen. Es zeigt sich: Lebensstil und Prävention sind wichtiger als Vererbung.
Publiziert: 07.05.2020 um 08:01 Uhr
Begehbares Darmmodell an einer Informationsveranstaltung der Schweizerischen Morbus Crohn und Colitris Ulcerosa Vereinigung 2018. Eine Studie zeigt jetzt, dass sich das Darmkrebsrisiko durch eine gesunde Lebensweise und Vorsorge minimieren lässt, selbst bei genetischer Belastung. (Archivbild)
Foto: URS FLUEELER

Das Ergebnis: Unabhängig von einem genetischen Risiko kann jeder Mensch durch Lebensstil und Vorsorgeuntersuchung die Gefährdung minimieren.

Risikofaktoren für Darmkrebs gibt es viele. Neben genetischen Faktoren - winzige Variationen im Erbgut (SNPs, single nucleotide polymorphisms), welche die Gefährdung erhöhen oder abmildern können - spielt der Lebensstil eine entscheidende Rolle. Zu den Risikofaktoren zählen Rauchen, Übergewicht, Ernährung sowie Bewegungsmangel. Demgegenüber steht die Vorsorge-Darmspiegelung, mit der sich Vorstufen von Darmkrebs aufspüren lassen. Das Entfernen dieser Vorstufen vermag das Darmkrebsrisiko entscheidend zu senken.

«Die einzelnen Risikofaktoren sind bereits gut untersucht - allerdings wurden sie bisher in der Regel separat betrachtet», wurde jetzt Michael Hoffmeister vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ/Heidelberg) in einem Communiqué zitiert. «Das Ziel unserer Studie war es, die Gesamtheit der Risikofaktoren gemeinsam zu analysieren, um herauszuarbeiten, wie sich die individuellen Darmkrebsrisiken entsprechend des genetischen Risikos und des Lebensstils unterscheiden, und welche Rolle die Darmspiegelung dabei spielt.»

Die DKFZ-Forscher um Hoffmeister analysierten dazu die Daten von mehr als 4200 Menschen mit Darmkrebs und mehr als 3300 Kontrollpersonen und berechneten das absolute Risiko, ab dem 50. Geburtstag innerhalb von 30 Jahren an einem solchen Karzinom zu erkranken. «Absolute Risiken sind in der Kommunikation, zum Beispiel zwischen Arzt und Patient, meist leichter zu vermitteln als relative Risiken», begründete der Experte die Herangehensweise.

Dazu ordneten die Epidemiologen die Probanden anhand von genetischem Risiko und Lebensstil-Faktoren in jeweils drei Gruppen mit hohem, mittleren oder niedrigem Risiko ein und berücksichtigten ausserdem, ob jemals eine Darmspiegelung durchgeführt wurde.

«Das wichtigste Ergebnis unserer Studie war, dass sich selbst bei Menschen mit erhöhtem genetischen Risiko die Gefahr, tatsächlich an Darmkrebs zu erkranken, durch die Darmspiegelung und einen gesunden Lebensstil drastisch verringerte», sagte Prudence Carr, die Erstautorin der Studie.

So ergaben die Schätzungen, dass Männer mit einem mittleren genetischen Risiko, einem durchschnittlichen Lebensstil, die keine Darmspiegelung wahrgenommen hatten, ein 30-Jahres-Risiko für Darmkrebs von 7,4 Prozent haben. Anders ausgedrückt: Von hundert Männern mit diesem Risikoprofil werden sieben bis acht innerhalb der nächsten 30 Jahre an Darmkrebs erkranken. Bei Männern mit vergleichbarem genetischem Hintergrund, die jedoch gesünder lebten und eine Darmspiegelung wahrgenommen hatten, lag das Risiko lediglich bei 1,9 Prozent.

«Das Besondere an unserer Untersuchung ist, dass wir nachweisen und veranschaulichen konnten: Unabhängig davon, mit welchem genetischen Hintergrund jemand geboren wurde, lässt sich sein individuelles Darmkrebsrisiko deutlich senken», so Hoffmeister.

(SDA)

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