Es ist eine eiskalte Hinrichtung: Als A. V.* (†36) zusammen mit seiner Lebenspartnerin M. W.* (43) das Strässchen vor dem gemeinsamen Daheim in Ganterschwil SG entlanggeht, hält unvermittelt ein roter Audi vor dem Paar.
Ein Mann springt aus dem Auto, zückt wortlos eine Pistole und feuert das ganze Magazin auf A. V. ab. Als das Opfer bereits sterbend am Boden liegt, sticht der Angreifer gar noch mit einem Messer auf den Sterbenden ein (BLICK berichtete).
Die Szenen, die auch einem Mafiafilm entstammen könnten, ereignen sich im September 2015. Erst heute, viereinhalb Jahre später, muss sich der kaltblütige Schütze F. S.* (34) vor dem Kreisgericht Toggenburg verantworten: Die Staatsanwaltschaft fordert für den Mazedonier eine Verurteilung wegen Mordes und 20 Jahre Haft.
Eine Beziehungskiste explodiert
Laut Anklage handelt es sich beim Drama von Ganterschwil um eine komplexe Dreiecksbeziehung. Demnach kommt der spätere Killer F. S. 2014 als Tourist in die Schweiz, um bereits zwei Tage nach seiner Ankunft eine Schweizerin zu heiraten.
Als die Beziehung nach gerade einmal sieben Monaten zerbricht, droht dem arbeitslosen und kleinkriminellen Personenschützer bereits die Abschiebung in seine Heimat. In der Folge beginnt der Mazedonier im Frühjahr 2015 eine Beziehung mit der Schweizerin M. W., zieht gleich auch in ihr Haus in Ganterschwil ein.
Doch die Frau befindet sich eigentlich mit dem Slowaken A. V. in einer langjährigen Partnerschaft. Der ist aber nicht da, weil er im Kantonalgefängnis von Frauenfeld TG eine Haftstrafe wegen Einbruchdiebstählen absitzen muss.
Als A. V. aus dem Gefängnis entlassen wird, ist die kuriose Dreiecksbeziehung komplett. In Gesprächen einigt man sich schliesslich auf den Auszug des heiratswilligen Mazedoniers. Trotzdem erahnt das spätere Opfer die drohende Eskalation bereits. «Falls mir etwas passieren sollte, steht dahinter meine Ex-Verlobte mit ihrem jetzigen Freund», schreibt A. V. an seinen Bruder in der Slowakei.
Nach der Tat fuhren sie ins Puff
F. S. lässt über seinen Schweizer Kollegen M. R.* (55) die Pistole für das tödliche Attentat beschaffen. Der Aussendienstmitarbeiter aus dem Thurgau fungiert bei der Bluttat auch als Fahrer von F. S. Nun drohen ihm sieben Jahre Haft.
Bizarr: In den Stunden nach der Bluttat fahren die beiden Männer zusammen in ein Bordell in Staad SG, um sich dort mit zwei Liebesdienerinnen sexuell zu vergnügen. Nach dem Stelldichein können beide verhaftet werden. Denn M. W., die Frau am Ursprung des Dramas, konnte der Polizei genau sagen, wer für den Mord verantwortlich ist.
* Name der Redaktion bekannt