Mit der Vergabe des diesjährigen Nobelpreises für Literatur überrascht die Schwedische Akademie wieder einmal die ganze Welt – auch den Preisträger Abdulrazak Gurnah (72) selbst. «Ich dachte, das wäre ein Streich. Dachte ich wirklich», sagt der tansanische Schriftsteller über den Moment, als ihn das Komitee anrief.
In der Begründung heisst es, Gurnah bekomme den mit gut 950’000 Franken dotierten Preis «für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Schicksals des Flüchtlings in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten».
Gurnah kam 1948 auf der Insel Sansibar zur Welt. Ende der 1960er-Jahre flüchtete er nach Grossbritannien, wo er seither lebt. Der Autor schreibt auf Englisch und veröffentlichte bisher zehn Romane, darunter «Paradise», mit dem er 1994 den literarischen Durchbruch schaffte. Fünf seiner Bücher sind auf Deutsch übersetzt, aber zurzeit vergriffen.
Gurnah ist erst der fünfte Afrikaner und der dritte Schwarze, der den seit 1901 verliehenen Literaturnobelpreis erhält. Die hoch gehandelten Favoriten Haruki Murakami (72) und Margaret Atwood (81) müssen weiterhin auf die Auszeichnung warten.