Eigentlich sollte gestern vor dem Obergericht in Solothurn der Berufungsprozess des St.-Ursen-Brandstifters Andres Z.* (66) erfolgen. Stattdessen wurde sein Kollege Kuno W.* (53) noch vor Verhandlungsbeginn in Handschellen abgeführt – weil er den Oberrichter spitalreif gebissen hatte.
Kuno W. ist ein Querulant. Er sass bereits im Knast, weil er auf einen Staatsanwalt losgegangen war. Gestern wollte er seinem Kollegen Andres Z. beistehen. Für den Brandstifter hatte er sogar einmal eine Demostration organisiert – er blieb allerdings der einzige Teilnehmer. Schon vor dem Prozessbeginn kommt es zum Eklat. «Ich verstehe nicht, dass das Obergericht den Prozess gegen Andres nicht öffentlich auf seiner Homepage ankündigte!», ruft Kuno W. im zweiten Stock vor dem Gerichtssaal.
Als ein Gerichtsschreiber kommt und ihm in einer anderen Sache ein Schriftstück geben will, eskaliert die Situation. «Er nahm es nicht an und sagte, dass er es der Kesb schicken soll», erzählt Valentin Landmann (66). Der Verteidiger von Andres Z. kriegt alles hautnah mit. Als der Gerichtsschreiber sagt, er schreibe «keine Annahme» darauf, dreht Kuno W. durch – und schlägt dem Gerichtsschreiber mit der Faust ins Gesicht! «Als er zu Boden gegangen war, trat er ihn noch. Ich sah Blut am Boden», so Landmann. Die Brille des Gerichtsschreibers zerbricht. Landmann will dazwischengehen und ruft: «Halt!». Da war es schon vorbei.
Kuno W. geht in den ersten Stock – und dort auf Oberrichter Frank Urs Müller (57) los, der ihn offenbar stoppen will. W. beisst und kratzt ihn. Der kürzlich von der FDP nominierte Regierungsratskandidat und Ex-Präsident des Schweizer Alpen-Clubs muss wie der Gerichtsschreiber ins Spital. Kuno W. wird kurz nach den Attacken verhaftet. Ruhe gibt der Querulant aber nicht. «Sauhunde! Dreckspack!», schreit er, als er abgeführt wird.
Der Prozess gegen Andres Z. wird verschoben. «Der Vorfall ist nicht förderlich für meinen Klienten», meint Landmann. Andres Z. sagt zu BLICK: «Kuno ging es heute wohl nicht so gut.» Er selber denke aber positiv: «Ich werde bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gehen.»
* Namen bekannt