Golfkrise wegen Jemen und Öl
Saudischer Kronprinz bin Salman warnt vor Eskalation im Iran-Konflikt

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hat die internationale Gemeinschaft vor einer weiteren Eskalation im Konflikt mit dem Iran gewarnt. Die Auswirkungen auf die Welt könnten katastrophal sein.
Publiziert: 30.09.2019 um 03:33 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2019 um 11:41 Uhr
Der saudische Kronprinz Mohammed Bin Salman hat am Sonntag in einem Interview eine entschlossene Reaktion der internationalen Gemeinschaft gegen den Iran angemahnt. (Archivbild)

«Falls die Welt keine starken und entschlossenen Massnahmen ergreift, um den Iran abzuschrecken, dann werden wir weitere Eskalationen sehen, die die Interessen der Welt bedrohen werden», sagte der Kronprinz in einem am Sonntag (Ortszeit) vom US-Sender CBC News ausgestrahlten und von ihm auch ins Englische übersetzten Interview. «Die Erdölversorgung wird unterbrochen und die Erdölpreise werden auf unvorstellbar hohe Werte steigen, die wir in unserem Leben noch nie gesehen haben», sagte er.

Angriff auf saudische Ölanlage erschütterte globalen Markt

Mitte September war in Saudi-Arabien eine wichtige Erdölanlage angegriffen worden. Deutschland, Frankreich und Grossbritannien waren vergangene Woche der US-Einschätzung gefolgt, dass Teheran für die Attacke Verantwortung trage. Ursprünglich hatten sich die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen zu dem Angriff bekannt, was von den USA jedoch als falsches Bekenntnis gewertet wurde. Teheran jedoch weist die Vorwürfe zurück.

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Der Angriff habe nicht das Herz der saudischen Energieindustrie, sondern das Herz der globalen Energieindustrie getroffen, sagte bin Salman in dem Interview weiter. Die Angriffe auf saudiarabische Ölanlagen, für den auch sein Land den Iran verantwortlich machte, bezeichnete Mohammed als «dumm».

Bin Salman warnt vor einer Eskalation im Golf

Er fügte aber hinzu: «Eine politische und friedliche Lösung ist viel besser als eine Militärische.» Alle wollten einen neuen Deal mit dem Iran. Teheran wolle aber nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren. Wenn der Iran damit aufhören würde, die Huthis im Jemen zu unterstützen, wäre eine politische Lösung viel leichter zu erreichen. «Lieber heute als morgen», sagte bin Salman.

Atomabkommen mit Iran ist zentral

Deswegen sei er auch für ein Treffen von US-Präsident Donald Trump mit dem iranischen Präsidenten Hassan Ruhani, um ein neues Abkommen über das iranische Atomprogramm und den Einfluss der Islamischen Republik in der Nahost-Region auszuarbeiten.

Bürgerkrieg im Jemen

Saudi-Arabien war im März 2015 mit weiteren arabischen Staaten in den Krieg im südlichen Nachbarland Jemen eingetreten. Das sunnitische Königreich will den Einfluss seines schiitischen Erzrivalen Iran, der die Huthis unterstützt, zurückdrängen. (SDA)

Darum geht es im Jemen-Krieg

Die Huthi fühlten sich als schiitische Minderheit im Jemen schon lange politisch, wirtschaftlich und religiös ausgegrenzt. 2014 erobern Huthi-Rebellen grosse Teile des Landes und übernehmen de facto die Macht.
Da die antiwestlich eingestellten Huthi gute Beziehungen zum Iran pflegen, fürchtet Saudi-Arabien, der Erzfeind könnte damit an Einfluss im Jemen gewinnen.

Eine Militärkoalition unter der Führung des sunnitischen Saudi-Arabiens hat deshalb 2015 politisch und militärisch in den Konflikt eingegriffen. Sie kämpfen fast ausschliesslich aus der Luft.
Der Koalition gehören neben Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain, Kuwait, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Marokko, Sudan und Senegal an. Logistisch unterstützt werden sie von den Briten, Franzosen und Amerikanern. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Parteien Kriegsverbrechen vor. Im September scheiterten Friedensgespräche, weil die Huthi-Rebellen den Verhandlungen fernblieben.

Anhänger der schiitischen Huthi-Rebellen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
Anhänger der schiitischen Huthi-Rebellen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
KEYSTONE/EPA/YAHYA ARHAB

Die Huthi fühlten sich als schiitische Minderheit im Jemen schon lange politisch, wirtschaftlich und religiös ausgegrenzt. 2014 erobern Huthi-Rebellen grosse Teile des Landes und übernehmen de facto die Macht.
Da die antiwestlich eingestellten Huthi gute Beziehungen zum Iran pflegen, fürchtet Saudi-Arabien, der Erzfeind könnte damit an Einfluss im Jemen gewinnen.

Eine Militärkoalition unter der Führung des sunnitischen Saudi-Arabiens hat deshalb 2015 politisch und militärisch in den Konflikt eingegriffen. Sie kämpfen fast ausschliesslich aus der Luft.
Der Koalition gehören neben Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain, Kuwait, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Marokko, Sudan und Senegal an. Logistisch unterstützt werden sie von den Briten, Franzosen und Amerikanern. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Parteien Kriegsverbrechen vor. Im September scheiterten Friedensgespräche, weil die Huthi-Rebellen den Verhandlungen fernblieben.

Der Fall Jamal Khashoggi

Auf die Frage, ob er die Ermordung des saudiarabischen Journalisten Dschamal Khashoggi im vergangenen Jahr angeordnet habe, antwortete Mohammed: «Absolut nicht.» Den Mord an dem regierungskritischen Journalisten bezeichnete er als «abscheulich». Angesichts dessen, dass die Tat von Mitarbeitern der Regierung verübt worden sei, übernehme er aber «volle Verantwortung», fügte Mohammed an. «Wenn eine Straftat gegen einen saudiarabischen Bürger von Regierungsbeamten verübt wird, muss ich die Verantwortung übernehmen. Das war ein Fehler.»

Der Iran-Konflikt im Ticker

Der Konflikt zwischen dem Iran und den USA spitzt sich immer weiter zu. Im Newsticker halten wir Sie über die Vorkommnisse auf dem Laufenden.

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