Kosovarischer Imam Ibrahim F.* (37) muss Schweiz verlassen, seine Ex-Frau spricht im BLICK über ihre Horror-Ehe
«Ich war nicht Ehefrau und Mutter, ich war nur sein Besitz»

Zehn lange Jahre wurde Dewi K.* (37) von ihrem Ehemann, dem St. Galler Imam Ibrahim F.*, misshandelt. Die vierfache Mutter lebte in ständiger Angst. Bis heute – und obwohl ihr Peiniger das Land bald verlassen muss.
Publiziert: 16.10.2019 um 23:25 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2019 um 16:59 Uhr
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Der St. Galler Imam Ibrahim F.* muss die Schweiz verlassen.
Foto: Screenshot SRF
Helena Schmid und Petar Marjanovic

Zehn Jahre lang stand die Welt für Dewi K.* (37) still. Sie führte ein Leben in Ohnmacht, in Angst. Gefangen in einer Ehe, in der Gefühle verboten sind – und Widerstand bestraft wird. Gewalt prägt den Alltag. «Ich wünsche mir, die Erinnerung an die Zeit würde endlich verblassen. Aber sie ist noch da, jede Minute», sagt Dewi K. zu BLICK.

Zwischen 2008 und 2018 war sie mit dem kosovarischen Imam Ibrahim F.* (37) verheiratet. Das Paar wohnte in St. Gallen – F. arbeitete in einer Moschee, predigte über Liebe und Verständnis unter den Menschen. Zu Hause wurde er zum Tyrannen und misshandelte seine Frau.

Ansichten widersprechen Verfassung

Das Bundesgericht hat die Vorwürfe von Dewi K. nun als glaubwürdig anerkannt. In einem am Dienstag publizierten Urteil gibt es bekannt: Ibrahim F. muss die Schweiz verlassen. Seine Aufenthaltsbewilligung wird nicht verlängert.

Die oberste Schweizer Instanz bekräftigt damit den Entscheid des St. Galler Verwaltungsgerichts. Dieses hält fest, es bestünden konkrete Anhaltspunkte, dass F. Ansichten vertrete, die den Grundwerten der Bundesverfassung widersprechen würden. Insbesondere seine Sicht auf die Pflichten der Frau – und auf seine Rechte als Mann.

Für Dewi K. bedeutete die radikale Weltanschauung ihres Ex-Manns jahrelanges Leid. Wenn sie über ihre Ehe spricht, schiessen ihr Tränen in die Augen. Wieder und wieder. «Durch ihn habe ich verlernt, Menschen zu vertrauen», sagt sie.

«Ich war sechs Mal unfreiwillig schwanger»

Dabei hätte Ibrahim F. einst ihre grosse Liebe sein sollen. Dewi K. gab alles auf, um mit dem Imam zusammen zu sein. Ihre Karriere nach dem Wirtschaftsstudium, ihre Heimat Singapur. Und nach der Heirat im Jahr 2008 auch ihr Leben als freie Frau. «Plötzlich war ich nicht mehr Ehepartnerin und Mutter. Ich war nur noch sein Besitz», erzählt sie.

Als Ibrahim F. 2009 eine Stelle als Imam in St. Gallen angeboten wird, zieht das Paar in die Schweiz. Dewi K. verbringt die Tage zu Hause. Nach draussen darf sie nur mit Einwilligung ihres Mannes – und wenn, dann nur bedeckt, mit Kopftuch und langem Gewand.

Wenn sie nicht gehorchte, gab es Schläge. Wenn sie nicht mit ihm schlafen wollte, riss er ihr die Hosen vom Leib. Mit bitteren Folgen: «Ich war in sieben Jahren sechs Mal schwanger – ohne es zu wollen.»

Als sie ihn verliess, stalkte er sie

Zwei der Kinder sterben noch im Bauch – vier bringt sie zur Welt. Doch erst 2015, nach der Geburt ihrer jüngsten Tochter, gelingt Dewi K. die Flucht vor ihrem Peiniger. «Ich konnte den Alltag und die Kinder nicht mehr stemmen, die Isolation nicht mehr ertragen», sagt sie. 

Kurz vor Weihnachten nimmt die Mutter all ihren Mut zusammen, packt ihre Sachen und flüchtet ins Frauenhaus. Sie reicht die Scheidung ein.

Drei Monate später, im Winter 2016, zieht sie mit ihren Kindern in eine Wohnung in St. Gallen – und möchte alles hinter sich lassen. Doch Ibrahim F. tyrannisiert sie weiter: «Er tauchte regelmässig bei mir zu Hause auf und beschimpfte mich.»

«Bis heute lebe ich in ständiger Angst»

Die Scheidung zieht sich über zwei Jahre hin – bis 2018. Während dieser Zeit droht Ibrahim F. seiner Frau regelmässig in E-Mails, kündigt eine «Überraschung» an. Dewi K. dazu: «Bis heute lebe ich in ständiger Angst.»

In einem Statement auf Facebook bestreitet Ibrahim K. die Vorwürfe seiner Ex-Frau. Nie habe er sie geschlagen, nie misshandelt. Er sei enttäuscht, dass er deshalb nun seinen Lebensmittelpunkt verlassen müsse.

Wann genau Ibrahim F. die Schweiz verlassen wird, ist noch unklar. Dewi K. kämpft sich derweil zurück ins Leben. Sie hat nun einen Job am Flughafen Zürich, möchte sich hocharbeiten. Doch die Mutter weiss: «Ich kann erst aufatmen, wenn er weg ist.»

* Namen geändert

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