Konflikte beim Schlangestehen befürchtet
Die Krux mit den Corona-Warteschlangen

Niemand steht gerne an. Wenn der Corona-Lockdown langsam gelockert wird, gehört Warten jedoch zur neuen Realität. Dabei wird befürchtet, dass es in Warteschlangen zu unschönen Szenen kommen kann, wenn die Geduld von Menschen getestet wird.
Publiziert: 26.04.2020 um 02:25 Uhr
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Aktualisiert: 26.04.2020 um 06:01 Uhr
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Warten und Schlangestehen, die neue Realität in der Schweiz.
Foto: Keystone

Es gibt Länder, da gehört Warten zum Alltag. Man denkt an Venezuela. Doch in der reichen Schweiz? In Vor-Corona-Zeiten wartete man in der Schweiz höchstens am Skilift, vielleicht kurz beim Einsteigen in den Zug. Warteschlangen hatten in der Schweiz Seltenheitswert. Schliesslich herrschte hier auch nirgendwo Mangelwirtschaft.

Wenn Geschäfte unter der sachten Lockerung des Corona-Lockdowns wieder zum Leben erwachen, wird Warten jedoch zur neuen Realität gehören. Um die Ausbreitung des Covid-19-Virus zu verhindern, müssen wir Abstand wahren.

Warten wird eine Menge Grundfläche beanspruchen. Denn die Regeln sind strikt: In geschlossenen Räumen darf sich nur noch eine streng begrenzte Anzahl Menschen aufhalten. Wer dort keinen Platz hat, muss draussen warten.

Distanz, die neue Norm

Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, haben dies die Detailhändler und die Post bereits erprobt: Wartende Kunden - mit zwei Metern Abstand voneinander und Markierungen auf dem Trottoir oder auf dem Parkplatz.

Dabei dürfte die Geduld einiger Kunden auf die Probe gestellt werden. Sies, auch wenn sämtliche Geschäfte am 11. Mai, so der Plan des Bundesrats, wieder geöffnet werden. Gartencenter und Baumärkte öffnen morgen Montag - unter striktem Einsatz der Corona-Schutzkonzepte.

Die Sicherheitsmassnahmen werden bis auf weiteres aufrechterhalten. Distanz ist die neue Norm - auch bei später öffnenden Restaurants, Seilbahnen sowie anderen Betrieben und Geschäften, die gezwungen sein werden, Kapazitäten herunterzufahren.

Gedränge auf Trottoirs

Je nach Ort dürfe es dabei eng werden, vor allem in Innenstädten, wo der öffentliche Raum als Wartezone zu dienen hat. «Konflikte sind möglich und auch nicht immer ideal zu lösen», wird Renate Amstutz zitiert, Direktorin des schweizerischen Städteverbandes.

Demnach habe ein Marktstand im Zürcher Seefeld eben einen Vorgeschmack auf das gegeben, was ab Montag vielerorts blühen könnte. Der Stand hatte guten Spargel im Angebot. Das sprach sich herum.

Es bildeten sich lange Schlangen. Offenbar wurden Sicherheitsabstände nicht immer eingehalten. Es kam zu Reklamationen im Quartier. Der Stand musste auf Anordnung der Behörden vorübergehend schliessen. Mit anderen Worten: Geschäften, welche die Distanz-Vorschriften des Bundes nicht umsetzen, droht nach einer Warnung die Schliessung.

Warten schlägt aufs Gemüt

Zudem kann Warten auf die Psyche schlagen. Wer schneller einkaufen könne und nicht warten müsse, habe bessere Stimmung. Das sagt Claude Messner, Professor für Konsumverhalten an der Uni Bern. Wer zu lange warten müsse, besuche das fragliche Geschäft unter Umständen nicht wieder. «Schlange stehen hat einen negativen Einfluss auf den Umsatz», so Messner.

Leichter hat es in Zeiten von Corona demnach, wer sich in Geduld üben kann. Offenbar hat sich die forcierte Entschleunigung bereits auf das Konsumentenverhalten ausgewirkt. Die Zeitbudgets der Kunden im Lockdown seien wieder grösser geworden. Kunden reagieren demnach gelassener auf Warteschlangen und planen besser. (kes)

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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