Eigentlich gehts Ranil Jayanetti (42) nur ums Prinzip: «Die 105 Franken Busse hätten mich ja nicht ruiniert», sagt der Singhalese.
Aber vor zwei Monaten, im letzten Zug von Zürich nach Schaffhausen, fühlt er sich unfair behandelt. Es beginnt mit einem reinen Versehen, sagt Jayanetti: Er landet mit einem 2.-Klass-Billett in der 1. Klasse. «Es war ein Regionalzug-Waggon: im unteren Stock die 1. Klasse, im oberen Stock die 2.», erklärt er. «Ich übersah das halt.»
Das glaubt ihm der Kontrolleur nicht: Jayanetti hat keinen gültigen Fahrausweis, basta. Macht 80 Franken Zuschlag. «Nix Zuschlag, für mich war das eine Busse», ärgert sich der vermeintliche Schwarzfahrer. «Aber ich will nicht für etwas gebüsst werden, das ich nicht getan habe.»
Erstaunlich: das Amt gibt ihm recht
Er muss die 80 Franken zahlen, plus 25 Franken «Zeitzuschlag», weil er nicht sofort zahlt. Jayanetti beschwert sich beim Bundesamt für Verkehr (BAV). Und geht mit der Geschichte zum «Beobachter», der über den Fall berichtet.
Das Erstaunliche geschieht: Das Amt gibt ihm recht. Es sei unfair, dass Jayanetti nicht mindestens der Billettpreis angerechnet wurde. So musste er am Ende mehr zahlen, als wenn er gar keins gelöst hätte.
«Wir ziehen das ans Bundesverwaltungsgericht weiter», kündigt SBB-Sprecher Roland Binz an. «Wir können nicht jeden Fall von Schwarz- oder Graufahren unterscheiden. Das wäre mit unvernünftig hohem Verwaltungsaufwand verbunden.»
Zuschlag muss nur abgestuft sein
Die Bahn beruft sich aufs Transportgesetz: Es schreibe einen «gültigen Fahrausweis» vor. Das BAV beruft sich auf dasselbe Gesetz: Es schreibe auch vor, dass sich der Strafzuschlag nach dem Aufwand richte, den Schwarzfahrer verursachen.
«Der Zuschlag muss den Aufwand nicht decken», sagt BAV-Sprecher Gregor Saladin, «er muss nur abgestuft sein.» Heisst: für die einen höher als für die anderen.
Was also, wenn die SBB bei 80 Franken Strafe für Graufahrer wie Jayanetti bleiben – aber von Schwarzfahrern einfach 160 Franken fordern? Saladin: «Das muss man dann prüfen.»
Muss man wohl. Bis dahin bleibt Ranil Jayanetti der Held der Graufahrer.