Karussell der Koryphäen in der Corona-Krise
Welchen Experten Sie trauen können

Wer sind eigentlich jene zahllosen Experten, die uns die Virus-Krise erklären? Und wem können wir glauben?
Publiziert: 21.03.2020 um 23:41 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2020 um 09:41 Uhr
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Professor Adriano Aguzzi, Leiter der Instituts für Neuropathologie am Universitätsspital Zürich, erklärt allgemeinverständlich wie unfassbar drastisch eine exponentielle Ansteckungskurve ist.  Glaubwürdigkeit: Sehr hoch
Foto: zvg
Silvia Tschui

In Zeiten der Krise wechseln Gesichter und Stimmen, die wir in Zeitungen, auf Online-Portalen, am Fernsehen und im Radio zu sehen oder hören bekommen. Aus Spitälern, Instituten und Forschungseinrichtungen treten plötzlich Epidemiologen, Virologen und Medizinprofessoren ins Rampenlicht. Höchste Zeit, kritisch abzuklären, wer uns da eigentlich die Corona-Pandemie erklärt.

Adriano Aguzzi Leiter der Instituts für Neuropathologie am Universitätsspital Zürich, Professor an der medizinischen Fakultät der Universität Zürich.

Der 59-jährige Adriano Aguzzi ruft im SRF wie in diversen Online- und Printmedien dazu auf, zuhause zu bleiben – unter anderem damit, dass er das mathematische Modell einer exponentiellen Ansteckungsrate allgemeinverständlich erklärt. Der Universitätsprofessor hat sich an der New Yorker Columbia-Universität, einer der ältesten und renommiertesten der USA, mit Neurovirologie auseinandergesetzt – ein interdiziplinäres Forschungsfeld, das Virologie und Molekularbiologie verbindet. Er untersucht, wie Viren auf unser Immun- und Nervensystem wirken. Aguzzi gilt als einer der Top-Wissenschaftler der Schweiz, hat unzählige Forschungspreise gewonnen und wurde gleich mit zwei Ehrendoktoraten ausgezeichnet.
Glaubwürdigkeit: Sehr hoch.

Marcel Salathé Ausserordentlicher Professor und Leiter des «Digital Epidemiology Lab» am Campus Biotech an der EPFL Lausanne.

Schon vor mehr als zwei Wochen hat Marcel Salathé Schweizer Behörden und die Bevölkerung aufgerufen, drastischere Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Ansteckungsrate zu treffen. Der 42-jährige Epidemiologe arbeitet an der Schnittstelle zwischen Biologie, Datenverarbeitung und Digitalisierung. Nach der Promotion an der ETH Zürich forschte er zwei Jahre an der US-Eliteuniversität Stanford. 2010 zog es ihn ans «Zentrum der Dynamik von Infektionskrankheiten» («Center for Infectious Disease Dynamics») an Penn State im US-Staat Pennsylvania – ebenfalls eine hochrangige Universität. Seit 2015 leitet er an der EPFL seine eigene Forschungsgruppe, die sich mit diversen Anwendungen von Biologie, Epidemiologie und künstlicher Intelligenz beschäftigt. Auch als Künstler ist Salathé bekannt: 2007 spielte er als Keyboarder der Basler Band Phébus, die im Zürcher Hallenstadion als Vorgruppe von Lenny Kravitz auftrat.
Glaubwürdigkeit: Sehr hoch.

Christian Althaus Epidemienforscher, Forschungsgruppenleiter am ISPM, Institute of Social and Preventive Medicine (Institut für soziale und präventive Medizin) an der Universität Bern.

Der ETH-Biologe Christian Althaus hat sich im Verlauf seiner Karriere unter anderem auf neue Infektionskrankheiten spezialisiert, aber auch auf die Entwicklung mathematischer Modelle, die deren Ausbreitung darstellen. Dies befähigt ihn zu fundierten, spezifischen Aussagen – bereits Ende Januar warnte er vor einer globalen Ausbreitung von Corona. Er informiert präzise und differenziert, macht aber auch klar, dass wir je nach Massnahmen der Politik und je nach Verhalten der Bevölkerung mit unterschiedlichen Entwicklungen der Pandemie rechnen müssen. Althaus hat das Bundesamt für Gesundheit in den letzten Wochen scharf kritisiert.
Glaubwürdigkeit: Sehr hoch.

Christian Drosten Professor Dr. Christian Drosten ist Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité.

Als 2003 die SARS-Pandemie droht und die ganze Welt rätselt, um was für einen Keim es sich da handelt, entschlüsselt der Ausnahmemediziner und Virologe mit anderen Fachleuten das Virus Sars-CoV – das CoV steht ebenfalls für Coronavirus, Sars-CoV entstammt sozusagen einem ähnlichen «Stamm» wie das neue Covid-19. Wenige Tage danach präsentieren er und sein Kollege Stephan Günther bereits einen Test - und erhalten 2004 dafür das Bundesverdienstkreuz. Auch der neue Coronavirus-Test stammt aus seinem Labor. Zudem verfolgt er eine für Wissenschaftler ungewöhnliche Praxis: Alle Informationen, die er entdeckt oder erhält, macht er sofort gratis der Öffentlichkeit zugänglich. Deshalb unterhält Drosten auf NDR einen extrem hörenswerten Podcast, in dem er regelmässig über die neusten Erkenntnisse zur aktuellen Pandemie informiert.
Glaubwürdigkeit: Fähigster Corona-Experte im deutschen Sprachraum.

Reiner Eichenberger Professor für Finanz- und Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg.

Nach Studium, Doktorat und Habilitation in Ökonomie an der Universität Zürich war Eichenberger für unzählige Publikationen verantwortlich. Gemäss NZZ und FAZ ist er einer der in den Medien präsentesten Ökonomen der Schweiz. Fachkollegen kritisierten ihn jedoch wiederholt wegen unwissenschaftlicher Vorgehensweisen. Jüngst forderte Eichenberger öffentlich die gezielte «Durchseuchung» junger Menschen, um die sogenannte Herdenimmunität zu fördern. Dies, obwohl etwa in Italien zunehmend auch junge Menschen wegen Coroina-Infektionen hospitalisiert sind. Glaubwürdigkeit: Niedrig. Kein Virologe, auch als Wirtschaftswissenschaftler umstritten. Folgte man seinem Rat, würden mehr Menschen sterben.
Glaubwürdigkeit: Niedrig

Wolfgang Wodarg, Schiffsarzt, Epidemiologe, Ehrenmitglied der parlamentarischen Versammlung des Europarats, SPD-Politiker.

Wolfgang Wodarg (73) ist eine schillernde Figur. Seine medizinische Doktorarbeit widmete er psychiatrischen Erkrankungen von Seeleuten. Zunächst arbeitet er als Schiffsarzt und bildete sich schliesslich zum Lungenarzt weiter. Seine steile politische Karriere führte den Sozialdemokraten in den Deutschen Bundestag und in den Europarat. Aktuell wird in sozialen Medien häufig ein Video geteilt, in dem er das Coronavirus verharmlost. Einige Forscher lehnen seine Aussagen komplett ab. Wodarg diskreditiere sich mit unkorrekten Zahlen, unterschätze das neue Coronavirus und zitiere Studien falsch. Der Epidemiologe und SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach nannte Wodargs Ansichten öffentlich «abwegig und wissenschaftlich nicht haltbar, eine echte Räuberpistole», andere wie Christian Drosten distanzieren sich ebenfalls mit scharfen Worten.
Glaubwürdigkeit: Sehr niedrig. Trotz gelegentlich interessanter Ansätze im Hinblick auf Corona grobfahrlässig.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Die Kantone informieren auf ihren Internetseiten nun alle aktiv über die neuste Fallzahlen-Entwicklung in ihrem Kanton. Die jeweiligen Angaben für Ihren Kanton finden Sie unter folgenden Links:

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  • BS: Der Kanton Basel-Stadt informiert mit einem täglichen Bulletin in seinem Newsticker über die aktuelle Lage.
  • FR: Der Kanton Freiburg publizierte lange keine Zahlen online, sondern gab sie nur auf Anfrage bekannt. Doch mittlerweile hat auch Freiburg – als letzter Kanton – seine Informationspolitik geändert und publiziert die Zahlen auf seiner Corona-Seite.
  • GE: Der Kanton Genf informiert täglich sehr detailliert zu epidemiologischen Situation im Kanton.
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  • GR: Der Kanton Graubünden aktualisiert regelmässig seine «Info Coronavirus» mit den Fallzahlen.
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  • SO: Der Kanton Solothurn gab die Zahlen bis Anfang Woche nur auf Anfrage bekannt. Nun werden die Zahlen unter der Rubrik «Aktuelle Situation» veröffentlicht.
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  • VS: Der Kanton Wallis orientiert täglich unter «Info Coronavirus» über die neusten Fallzahlen.
  • ZG: Der Kanton Zug nennt die Fallzahlen auf seiner Corona-Seite in einer separaten Box - auch die Genesenen werden aufgeführt.
  • ZH: Der Kanton Zürich informiert täglich auf seiner Homepage über die aktuelle Situation – samt Altersangaben zu den Verstorbenen.

Auch der Bund liefert täglich eine Übersicht. Aufgrund der dynamischen Entwicklung und der Meldedauer hinken diese aber hinter den kantonalen Zahlen hinterher. (rus)

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