Der frühere Innenminister Gambias, Ousman Sonko, muss sich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor der Schweizer Justiz verantworten. Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen den Politiker erhoben. Einige Monate hatte Sonko als Asylsuchender in Lyss BE gelebt.
Nach der über sechsjährigen Strafuntersuchung beim Bundesstrafgericht wurde am Montag Anklage gegen den von 2006 bis 2016 amtierenden Innenminister der Republik Gambia eingereicht, wie die Bundesanwaltschaft (BA) am Dienstag mitteilte.
Vorwürfe beziehen sich auf Zeit zwischen 2000 und 2016
Dem Beschuldigten werde vorgeworfen, in seinen jeweiligen Amtsfunktionen systematische und ausgedehnte Angriffe während der gewaltsamen Repressionen durch die Streitkräfte des gambischen Präsidenten Yahya Jamme unterstützt, daran teilgenommen und sich nicht gegen diese gestellt zu haben.
Die Tatvorwürfe beziehen sich auf eine Zeitperiode von 2000 bis 2016 und sollen insbesondere den Tatbestand der Verbrechen gegen die Menschlichkeit erfüllen. Er soll für Folterungen durch Polizeikräfte, Gefängnispersonal und diesen nahestehende Gruppen verantwortlich gewesen sein.
Verhaftung im Januar 2017
Erst vor wenigen Wochen hatte das Bundesstrafgericht eine Beschwerde Sonkos gegen ein Rechtshilfegesuch aus Deutschland abgewiesen. Denn die deutsche Generalbundesanwaltschaft ermittelt ebenfalls gegen eine Person, die während der Herrschaft des 2017 gestürzten Präsidenten Jammeh Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben soll. Die deutschen Ermittlungsbehörden hatten 2018 die Schweiz in einem Rechtshilfeersuchen um Informationen zu ihrem Beschuldigten ersucht, die im Rahmen der Strafuntersuchung gegen Sonko erhoben wurden.
Vor seiner Festnahme im Januar 2017 lebte Sonko einige Monate unbehelligt als Asylsuchender in einem Durchgangszentrum im bernischen Lyss. Nach einer Strafanzeige der Nichtregierungsorganisation Trial International wurde er festgenommen und befand sich seither in Untersuchungshaft. (SDA)