Seit Mitte Januar erhält Swissmedic zunehmend Meldungen über Urticaria, wie die Nesselsucht oder das Nesselfieber bezeichnet wird. Bis am vergangenen Dienstag wurden insgesamt 315 Meldungen evaluiert, wie Swissmedic am Donnerstag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage bekannt gab.
Etwa die Hälfte davon bezog sich auf Auffrischungsimpfungen. Auffällig sei, dass diese Reaktionen vor allem nach Boosterimpfungen mit dem Moderna-Impfstoff Spikevax berichtet worden seien.
Ähnliche Feststellungen machte auch die Allergiestation am Universitätsspital Zürich: Nesselfieber sei nach dem Booster häufiger aufgetreten als etwa bei einer Erstimpfung, wird Peter Schmid-Grendelmeier in einer Mitteilung des Allergiezentrums vom Donnerstag zitiert.
Unangenehm, aber nicht bedrohlich
Der Leiter der Allergiestation am Universitätsspital Zürich gehört auch dem wissenschaftlichen Beirat von aha! Allergiezentrum Schweiz an. Auch Apotheken sowie Ärztinnen und Ärzte hätten ähnliche Beobachtungen gemacht, heisst es.
Urticaria werden laut Swissmedic sowohl als «schwerwiegend» als auch als «nicht schwerwiegend» gemeldet. Medizinisch könne beides zutreffen, ein Nesselfieber sei zwar sehr unangenehm, könne aber nach einer gewissen Zeit vorbeigehen und sei grundsätzlich meist nicht bedrohlich für den allgemeinen Gesundheitszustand.
Wenn die Hautreaktion aber mit anderen allergischen Reaktionen einhergeht oder zu einer längerdauernden Beeinträchtigung führt, würde sie laut Swissmedic als «schwerwiegend» klassifiziert.
Aktuell liege für eine abschliessende Bewertung dieser Reaktionen, zum Beispiel auch in Bezug auf deren Dauer, klinische Formen oder Intensität, noch keine ausreichenden Informationen vor, schreibt Swissmedic. Das Heilmittelinstitut will informieren, sobald die Bewertung der Fallberichte und der Austausch mit Partnerbehörden im Ausland neue Erkenntnisse ergeben.
Nebenwirkung tritt Stunden nach der Impfung auf
Sollte tatsächlich Nesselfieber auftreten, sei das meist nach mehreren Stunden oder Tagen nach der Impfung der Fall, hält Schmid-Grendelmeier fest. Und bisher seien keine Fälle beobachtet worden, bei denen plötzlich andere schwere Symptome aufgetreten seien.
Linderung könne die Einnahme von Antihistaminika verschaffen. Wenn bereits bei der ersten Impfung innerhalb einer Stunde ein nesselfieberartiger Hautausschlag am ganzen Körper auftrete, sollten sich Betroffene vor der zweiten Impfung mit einer Allergologin oder einem Allergologen absprechen, um die nötigen Vorsichtsmassnahmen zu treffen.
Länger andauerndes Nesselfieber im Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung und insbesondere der Booster-Impfung werde in einzelnen Fällen beobachtet. Es könne ausnahmsweise auch länger als sechs bis acht Wochen bestehen. Ein Zusammenhang mit der Impfung sei in solchen Fällen aber nicht immer eindeutig und auch nicht zwingend, hält Schmid-Grendelmeier weiter fest. Je länger der zeitliche Abstand zur Impfung, desto unwahrscheinlich bestehe ein Zusammenhang.
(SDA)