Dringend Hilfe benötigt
Jemen durch Krieg ein Vierteljahrhundert zurückgeworfen

Der verheerende Bürgerkrieg im Jemen hat das bitterarme Land auf der arabischen Halbinsel nach Einschätzung der Vereinten Nationen Jahrzehnte in die Vergangenheit katapultiert. Zehn Millionen Menschen seien wortwörtlich eine Mahlzeit vom Verhungern entfernt.
Publiziert: 21.05.2019 um 04:50 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2019 um 09:30 Uhr
Anstehen für Brot: 80 Prozent der etwa 28 Millionen Jemeniten sind laut Uno auf Hilfe angewiesen. (Archivbild)
Anstehen für Brot: 80 Prozent der etwa 28 Millionen Jemeniten sind laut Uno auf Hilfe angewiesen. (Archivbild)

Der Jemen sei nach vier Jahren Krieg «in seiner Entwicklung fast um ein Vierteljahrhundert zurückgeworfen worden», sagte der Leiter des Uno-Entwicklungsprogramms UNDP, Achim Steiner, am Montagabend in New York bei einer Veranstaltung des «Council on Foreign Relations.». 80 Prozent der etwa 28 Millionen Jemeniten seien auf Hilfe angewiesen.

Im Jemen kämpfen die Huthi-Rebellen gegen die international anerkannte Regierung des Landes. Ein vom reichen Nachbarland Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis unterstützt die Regierung seit 2015 aus der Luft und hat seitdem mit Bombardements weite Teile der Infrastruktur des Jemens zerstört und auch immer wieder Zivilisten angegriffen. Riad beschuldigt seinen Erzfeind Iran, seinerseits die Huthis zu unterstützen und sie zu Raketenangriffen auf Saudi-Arabien anzustacheln.

Nichtstun führt zu humanitärer Katastrophe

Dem deutschen Uno-Diplomaten Steiner zufolge habe die internationale Gemeinschaft bei dem Konflikt mit ihrer anfänglichen Passivität zu dem Desaster beigetragen: «Ich glaube, im Jemen haben wir traurigerweise viel zu lange gewartet», bis auch den an dem Stellvertreterkrieg beteiligten Mächten klar geworden sei, dass der Konflikt sich nicht von selbst löse oder gewonnen werden könnte.

Allerdings gebe es Hoffnung für das Land. Der UNDP-Leiter nannte den Rückzug der Huthi-Rebellen vom strategisch wichtigen Hafen Hudaida vor einigen Tagen einen ersten «handfesten Durchbruch». Uno-Einsatzkräfte hätten den Hafen übernommen und reparierten momentan zerstörte Infrastruktur. Etwa 4000 Menschen würden für die Minenräumung um den Hafen herum eingesetzt. «Das ist ein grosser Schritt, um Vertrauen zu schaffen, Frieden kann tatsächlich funktionierten und das Land könnte damit anfangen, sich wieder zu erholen.»

(SDA)

Darum geht es im Jemen-Krieg

Die Huthi fühlten sich als schiitische Minderheit im Jemen schon lange politisch, wirtschaftlich und religiös ausgegrenzt. 2014 erobern Huthi-Rebellen grosse Teile des Landes und übernehmen de facto die Macht.
Da die antiwestlich eingestellten Huthi gute Beziehungen zum Iran pflegen, fürchtet Saudi-Arabien, der Erzfeind könnte damit an Einfluss im Jemen gewinnen.

Eine Militärkoalition unter der Führung des sunnitischen Saudi-Arabiens hat deshalb 2015 politisch und militärisch in den Konflikt eingegriffen. Sie kämpfen fast ausschliesslich aus der Luft.
Der Koalition gehören neben Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain, Kuwait, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Marokko, Sudan und Senegal an. Logistisch unterstützt werden sie von den Briten, Franzosen und Amerikanern. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Parteien Kriegsverbrechen vor. Im September scheiterten Friedensgespräche, weil die Huthi-Rebellen den Verhandlungen fernblieben.

Anhänger der schiitischen Huthi-Rebellen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
Anhänger der schiitischen Huthi-Rebellen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
KEYSTONE/EPA/YAHYA ARHAB

Die Huthi fühlten sich als schiitische Minderheit im Jemen schon lange politisch, wirtschaftlich und religiös ausgegrenzt. 2014 erobern Huthi-Rebellen grosse Teile des Landes und übernehmen de facto die Macht.
Da die antiwestlich eingestellten Huthi gute Beziehungen zum Iran pflegen, fürchtet Saudi-Arabien, der Erzfeind könnte damit an Einfluss im Jemen gewinnen.

Eine Militärkoalition unter der Führung des sunnitischen Saudi-Arabiens hat deshalb 2015 politisch und militärisch in den Konflikt eingegriffen. Sie kämpfen fast ausschliesslich aus der Luft.
Der Koalition gehören neben Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain, Kuwait, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Marokko, Sudan und Senegal an. Logistisch unterstützt werden sie von den Briten, Franzosen und Amerikanern. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Parteien Kriegsverbrechen vor. Im September scheiterten Friedensgespräche, weil die Huthi-Rebellen den Verhandlungen fernblieben.

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