Premierminister Boris Johnson (55) will den EU-Beitritt rückgängig machen. Sein neuer Minister für Parlamentsangelegenheiten würde am liebsten noch weiter gehen – und Grossbritannien gleich um 200 Jahre zurückversetzen: Jacob Rees-Mogg (50) hat seine Mitarbeiter angewiesen, imperiale Sprachvorschriften zu befolgen.
In Briefen und E-Mails müssen Männer künftig als «Hochwohlgeborener» (engl. Esquire) angeschrieben werden. Zahlreiche Begriffe und Formulierungen will Rees-Mogg nie wieder lesen.
Auf der schwarzen Liste stehen unter anderem:
very (sehr)
due to (wegen)
lot (viel)
ongoing (andauernd)
unacceptable (inakzeptabel)
equal (gleichwertig)
invest (etwa in Schulen)
I am pleased to learn … (Ich freue mich zu erfahren ...)
I note/understand your concerns … (Ich nehme Ihre Bedenken zur Kenntnis …)
Für Belustigung in den sozialen Netzwerken sorgt vor allem Rees-Moggs Anweisung, wieder die alten englischen Masse zu verwenden. Grossbritannien war 1963 mit dem Weights and Measures Act zugunsten des metrischen Systems von Inches, Yards und Feet abgerückt. Seither gelten auch auf den britischen Inseln Dezimaleinheiten wie Meter oder Kilogramm.
Widerwillig unterstützt Rees-Mogg Mays Brexit-Deal
Parlamentsminister Rees-Mogg – Katholik, sechsfacher Vater und Multimillionär – ist für exzentrisches Verhalten berüchtigt. Wegen seines Faibles für veraltete Sprache und zweireihige Anzüge nennt man den Traditionalisten auch «Abgeordneter für das 18. Jahrhundert».
Im vergangenen Jahr bekämpfte er vor allem Theresa May. Aus Protest gegen den Brexit-Deal von Johnsons Vorgängerin mit Brüssel strengte Rees-Mogg im Dezember 2018 ein Misstrauensvotum gegen die damalige Premierministerin an. Aus Sorge, dass der EU-Ausstieg komplett gekippt werden könnte, unterstützte er Mays Deal ab Ende März widerwillig.
Mit Boris Johnsons Einzug in die Downing Street am Mittwoch stieg Rees-Mogg vom Hinterbänkler zu einem der wichtigsten Kabinettsmitglieder auf. Kaum hatte er sein neues Büro bezogen, sendete er seinen strikten Sprachleitfaden an alle Mitarbeiter. Auf Nachfragen rechtfertigte er sich, man habe ihn gefragt, wie er sich den Schriftverkehr vorstelle. Da habe er eben die Liste aus der Schublade gezogen.
Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seitdem findet ein langwieriger Prozess der Kompromissfindung zwischen britischer Politik und der EU statt. Am 31. Januar 2020 treten die Briten offiziell aus der EU aus. Behalten Sie den Überblick im Brexit-Chaos mit dem Newsticker von Blick.ch.
Am 23. Juni 2016 stimmten 51,9 Prozent der Briten für den Austritt aus der EU. Seitdem findet ein langwieriger Prozess der Kompromissfindung zwischen britischer Politik und der EU statt. Am 31. Januar 2020 treten die Briten offiziell aus der EU aus. Behalten Sie den Überblick im Brexit-Chaos mit dem Newsticker von Blick.ch.