Nach dem schweren Hochwasser in Venedig hat sich die Lage am Freitag erneut angespannt. Da der Wasserstand in Venedig am Freitagvormittag wegen einer Schlechtwetterfront verbunden mit Schirokko-Wind weiter anstieg, beschloss Bürgermeister Luigi Bruganro den Markusplatz zu sperren. Schulen werden genauso wie die Universität und mehrere Museen geschlossen. Brugnaro sprach von Schäden in der Grössenordnung von einer Milliarde Euro. Er rief die Bevölkerung auf, wenn möglich, zu Hause zu bleiben.
Der Pegelstand am Freitagvormittag betrug 145 Zentimetern über dem normalen Meeresspiegel, am Mittwoch waren es 187 Zentimeter und bis Sonntag wird dieser Rekordwert vermutlich wieder erreicht. Mehr als 80 Prozent der Altstadt stehen unter Wasser. Besserung ist nicht in Sicht: Im ganzen Norden Italiens, aber auch in anderen Landesteilen werden für die nächsten Tage weiter heftige Niederschläge erwartet. Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht abzusehen.
Salvini will Flutschutzsystem fertigstellen lassen
Der Chef der oppositionellen rechten Lega und Ex-Innenminister, Matteo Salvini, besuchte am Freitag Venedig und rief die Regierung in Rom auf, so schnell wie möglich das umstrittene Flutschutzsystem «MOSE» zur Verhinderung von Hochwasser fertig zu stellen.
400 Millionen Euro sind laut der italienischen Infrastrukturministerin Paola De Micheli notwendig, um das Jahrhundert-Projekt aus Barrieren, die sich bei Hochwasser automatisch aufrichten und bei den drei Laguneneingängen das Meerwasser am Eindringen hindern sollen, bis Ende 2021 fertig zu bauen.
2014 hatten ein riesiger Korruptionsskandal mit der Festnahme des damaligen Bürgermeisters Giorgio Orsoni sowie Finanzierungsengpässe den Fertigbau des 5,5 Milliarden Euro teuren Hochwasserschutzes gestoppt. (SDA)