Der Markusplatz als tiefster Punkt der Stadt wurde erneut geflutet und aus Sicherheitsgründen gesperrt. Städtische Museen waren geschlossen. Der öffentliche Verkehr war stark eingeschränkt.
Bürgermeister Brugnaro hatte zur «maximalen Vorsicht» aufgerufen. Die Lage sei aber unter Kontrolle. Die Menschen würden sich nicht entmutigen lassen. «Die Venezianer gehen nur zum Beten in die Knie», erklärte er.
Am Dienstag hatte die höchste Flut seit mehr als 50 Jahren verheerende Schäden in Venedig angerichtet und Kulturschätze zerstört. Fast jede zweite Kirche wurde beschädigt. Das Wasser war getrieben von starkem Wind auf bis zu 187 Zentimeter über den normalen Meeresspiegel gestiegen. Am Freitag fluteten Wassermassen dann erneut einen Grossteil der Unesco-Welterbestadt. Für die kommenden Tage ist leichte Entspannung angesagt.
Bürgermeister verteilt Nothilfe
Die Museen in Venedig blieben am Sonntag geschlossen. Der Schirokko-Wind war jedenfalls laut Wetterexperten schwächer als in den vergangenen Tagen sein. Daher sollte sich die Lage weniger kritisch als am Mittwoch erweisen.
Der italienische Zivilschutz hat dem Bürgermeister von Venedig die Funktion des Regierungskommissars anvertraut, der die Verantwortung für die Nothilfe in der Stadt übernimmt. Er wird jene 20 Millionen Euro verwalten, die die Regierung «für die dringendsten Massnahmen» in Venedig zur Verfügung gestellt hat.
Brugnaro hat 40 Tage Zeit, um einen Plan für den Neustart der Stadt zu entwickeln. Privatleute sollen mit jeweils bis zu 5000 Euro für die Flutschäden entschädigt werden, Geschäftsleute mit bis zu 20'000 Euro. Brugnaro richtete angesichts der massiven Schäden ein Spendenkonto für seine Stadt ein. Jugendliche aus ganz Italien reisten an, um beim Aufräumen zu helfen.
Brugnaro sagte, auch aus dem Ausland komme viel Hilfe, darunter aus Russland. Der Bürgermeister will ein weltweites Zentrum für Klimawandel-Studien in Venedig einrichten, das sich auch mit der Wasserverschmutzung beschäftigen solle. «Ich will einen grossen Appell an die Wissenschaftler richten: Kommt hierher.»
Schwimmende Barrieren sollen helfen
Am 26. November soll eine Sonderkommission über die Probleme Venedigs beraten. Themen sollen auch ein geplantes Anlegeverbot für grosse Kreuzfahrtschiffe und ein umstrittenes Hochwasserschutzsystem sein, das die Stadt mit schwimmenden Barrieren schützen soll. Es ist bereits seit 2003 in Bau.
Unterdessen tobten in fast ganz Italien Unwetter mit Sturm und heftigen Niederschlägen. In Südtirol herrschte Schneechaos, eine Lawine traf ein Dorf. Die Schneemassen hätten sich durch die Strassen von Martell gedrückt, sagte Bürgermeister Georg Altstätter der Nachrichtenagentur DPA. Es gebe aber keine Verschütteten.
Häuser seien beschädigt und Menschen in Sicherheit gebracht worden. «Die Lage ist prekär.» Möglich sei, dass sich weitere Lawinen lösen. Das Dorf mit rund 900 Einwohnern sei von der Aussenwelt abgeschnitten. In mehreren Orten fiel der Strom aus.
Auch die Brennerautobahn - die wichtigste Verbindungsstrasse zwischen Italien und Österreich - war vorübergehend zwischen Brixen und Sterzing gesperrt, wie die Verkehrsleitzentrale mitteilte. Es herrsche im Grossteil Südtirols grosse Lawinengefahr, erklärte Landesmeteorologe Dieter Peterlin auf Twitter.
Auch weiter im Süden des Landes war Alarm angesagt. Über Rom fegte in der Nacht ein Sturm. Zahlreiche Bäume kippten um. In Florenz stieg der Fluss Arno bedrohlich an.
Auch in anderen Gegenden der Toskana herrschte Angst. In Grosseto wurden Dächer abgedeckt, wie die Feuerwehr mitteilte. Menschen mussten mit Motor-Schlauchbooten gerettet werden. in Budrio bei Bologna drohte ein Deich zu brechen. (SDA)
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