Silvio Berlusconi war viermal Ministerpräsident von Italien. Sein Niedergang schien im Jahr 2013 besiegelt, als er wegen Steuerbetrugs im Fall Mediaset letztinstanzlich zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt wurde. Dies hatte zur Folge, dass Berlusconi sein Senatsmandat abgeben musste.
Doch jetzt will es der 82-jährige Unternehmer nochmals wissen. Für die Europawahl 2019 liess er sich zum Spitzenkandidaten seiner Forza Italia küren. Doch bevor es im Mai zum Showdown kommt, rechnet «Il Cavaliere» mit seinem Heimatland ab.
In einem TV-Interview mit Canale 5, sagte Berlusconi: «Ich schäme mich, es zu sagen: nur noch fünf bis sechs Italiener von 100 wählen mich noch – eine absolut unglaubliche Sache.» Er kommt deshalb zum Schluss: «Ich glaube, die Italiener sind verrückt geworden. Sie sollten in den Spiegel schauen.»
Berlusconi hat bereits ein Haus in Brüssel in Aussicht
Das «Unternehmen» Italien hätten die Wähler einer Riege anvertraut, «die nie gearbeitet oder studiert hat», sagte er mit Blick auf den Chef der Fünf-Sterne-Bewegung Luigi Di Maio. «Wir sind ein Volk von Verrückten.»
Er sei «sehr besorgt», wohin Italien, Europa und der Westen steuerten – schliesslich habe er fünf Kinder und zwölf Enkel. Aus «Verantwortungsgefühl» habe er deshalb nicht anders gekonnt, als für die Europawahlen zu kandidieren. Er habe auch schon ein Haus in Brüssel in Aussicht, dass er «mieten oder auch kaufen» könnte.
Berlusconis konservative Partei Forza Italia liegt in landesweiten Umfragen mittlerweile nur noch bei etwa acht Prozent. Die populistische Regierung aus europakritischer Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega ist seit Juni des Vorjahres im Amt. (nim/SDA)