Vor allem tief verwurzelte Vorurteile und soziale Normen sorgten dafür, dass politische Verpflichtungen und Reformen oft nur halbherzig umgesetzt würden, heisst es in dem am Freitag in Paris veröffentlichtem Bericht. Untersucht wurden 180 Länder.
Der Sozialinstitutionen- und Gender-Index (SIGI) der Organisation für analysiert, wie Gesetze, soziale Normen und Praktiken auf der Grundlage des Geschlechts diskriminieren. Der Bericht zeigt auf, wie gesetzliche Regelungen zur Gleichstellung der Geschlechter beitragen können.
Im Index liegt die Schweiz an der Spitze von 120 geführten Ländern, vor Schweden und Dänemark. Beurteilt werden die Möglichkeiten für Frauen, sich zu emanzipieren, ihr Zugang zum Recht ihre Möglichkeiten, die Justiz anzurufen.
Der Bericht kommt weiter zum Ergebnis, das Frauen in allen Regionen der Welt in ihrer eigenen Familie die grösste Diskriminierung erfahren. Demnach übernehmen Frauen 75 Prozent der unbezahlten Hausarbeit und Betreuung.
Die Schweiz ragt in diesem Beurteilungspunkt als beste obenaus. Beurteilt wurden Zwangsheirat und Heirat unter Kindern, Verantwortung für Familie und Haushalt, Sorgerecht, Scheidung und Erbrecht. Bei diesem Punkt wird indes die nachteilige Lage von Bäuerinnen bei Scheidung oder Tod des Ehemannes kritisiert.
In 27 Ländern sind laut Bericht Frauen gesetzlich verpflichtet, ihrem Ehemann zu gehorchen. Auch in Europa und in Nord- und Südamerika würden Frauen vor allem über die traditionelle Rolle als Mutter und Hausfrau definiert, hiess es.
Geht es um Gewalt gegen Frauen und Möglichkeiten für Frauen, die Kontrolle über ihren Körper zu übernehmen, liegt indes Kanada an der Spitze der Rangliste. Für die Schweiz wird die Diskriminierung als «tief» eingestuft.
Gleiches ist der Fall, wenn der Zugang der Frauen zu produktiven und finanziellen Ressourcen betrachtet wird. Die Nase vorne hat hier Schweden. Etwas besser, aber nicht als beste steht die Schweiz bei Bürgerrechten für Frauen da - etwa politische Mitsprache und Versammlungsfreiheit. Die besten Noten hat hier Senegal erhalten.
Laut dem OECD-Bericht reduziert das heutige Mass an Diskriminierung das Welteinkommen um 6 Billionen Dollar oder 7,5 Prozent. Den OECD-Experten zufolge verbietet immer noch knapp die Hälfte (88) der untersuchten Länder Frauen, bestimmte Berufe auszuüben.
In 24 Ländern brauchten Frauen die Erlaubnis des Ehemannes, um zu arbeiten. In einer Mehrheit (108) der Länder gebe es Bedingungen für eine legale Abtreibung wie etwa, dass das Leben der Mutter in Gefahr sei.
In 32 der untersuchten Länder sei es Frauen verboten, für eine bestimmte Zeit lang nach der Scheidung wieder zu heiraten. In 29 Ländern hätten Witwen oder Töchter im Erbrecht nicht dieselben Rechte wie Witwer oder Söhne.