«Es war schwierig. Ich durfte niemandem davon erzählen!»
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Leiterin Evelyne Chatelain:«Es war schwierig. Ich durfte niemandem davon erzählen!»

In Genf wird vor dem Mega-Gipfel noch an Details gefeilt
«Die Amis verlangten sogar eine Klimaanlage»

Genf wird zur Sicherheitszone. Ganze Gebiete werden abgeriegelt. Für die Bevölkerung hat es direkte Auswirkungen.
Publiziert: 12.06.2021 um 01:21 Uhr
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Aktualisiert: 13.06.2021 um 10:24 Uhr
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Das Treffen zwischen Joe Biden und Wladimir Putin wird in der Villa La Grange stattfinden.
Foto: AFP
Matthias Kempf

Panzer, Helikopter, Absperrgitter und überall Stacheldraht: Das Genfer Seeufer vor dem Park La Grange ist kaum wiederzuerkennen. Die Stadt will sich am nächsten Mittwoch von der besten – und sichersten – Seite zeigen, wenn sich die beiden Staatspräsidenten Joe Biden (78) und Wladimir Putin (68) im Park treffen.

Derweil sitzt Georges Cattaneo vor seiner Bar Maison Balkii und nippt an einem Gin Tonic. Das Lokal des 61-Jährigen befindet sich im Quartier Eaux-Vives, direkt neben der Sicherheitszone des Parks: «Am Mittwoch werde ich wohl keine Gäste mehr haben, es wird ja rundherum alles abgesperrt.» Trotzdem freut er sich auf den Gipfel: «Für Genf ist das super. Und ganz ehrlich, ein Tag Schnee ist schlimmer für das Geschäft.»

«Bitte keine Fotos»

Gleich in der Nebenstrasse liegt das Weingeschäft Cave à vin. Auch hier rechnet Sommelier Etienne Capot mit weniger Kundschaft. Deswegen gegen den Gipfel wettern? Fehlanzeige. «Wir behalten den Laden dann trotzdem offen. Mal sehen, wie das wird», sagt er lächelnd.

Ganz anders als bei der Sicherheitszone am Seeufer geht es im Norden der Stadt beim Hotel Intercontinental zu und her. Hier soll US-Präsident Biden logieren. Noch ist es ruhig, kein Sicherheitspersonal, kaum Gäste. Dafür grossräumig abgesperrte Parkfelder und viel Diskretion. «Bitte keine Fotos», sagt der Portier freundlich, aber entschieden.

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«Das habe ich noch nie erlebt!»

Unten am See thront die Villa La Grange majestätisch über dem Seeufer. Hier werden normalerweise die offiziellen Empfänge der Stadt Genf abgehalten. Für den Gipfel wird alles auf den Kopf gestellt: Möbel werden ausgetauscht, die Türrahmen neu gestrichen und jeder Grashalm getrimmt. «Ich arbeite seit 27 Jahren hier, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt», sagt Evelyne Châtelain, die Leiterin der Villa.

Zwei rot gepolsterte Stühle stehen im majestätischen Bibliothekszimmer bereit. Findet das Gespräch hier statt? Das will niemand bestätigen. «Dazu kann ich nichts sagen», sagt Châtelain und lacht.

«Wir konnten keine Löcher bohren»

Die hohen Gäste haben auch spezielle Anforderungen. Stadtrat Sami Kanaan, bis Ende Mai noch Genfer Bürgermeister, erzählt: «Die Amis verlangten sogar eine Klimaanlage in der Villa! Wir konnten aber in dem denkmalgeschützten Haus natürlich keine Löcher bohren. Deshalb mussten wir kreative Lösungen finden.»

Auch die Genfer Beamten, die in der Villa ein- und ausgehen, freuen sich über die Audienz der Grossmächte. «Ohne den Besuch wäre die Villa wohl nicht renoviert worden», sagt einer, der nicht namentlich genannt werden will.

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«Langsam werde ich nervös»

Am See schiebt Isabel Aguilera einen Kinderwagen. Die private Kinderbetreuerin kommt regelmässig in den Park La Grange, um die Kleinen herumtollen zu lassen: «Jetzt muss ich auf andere Parks ausweichen, die weiter weg sind. Aber das ist okay. Schliesslich hat man nicht oft so einen Event in der Stadt.»

Nicht nur die Villa, sondern die ganze Stadt wird sich von ihrer besten Seite zeigen. «Das ist wichtig für das Image der Stadt und die ganze Schweiz», sagt Sicherheitsdirektor Mauro Poggia. «Langsam werde ich nervös. Aber ich schlafe gut.» Wie alle Genfer, die sich auf den Gipfel freuen.

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