In die Video-Falle getappt
Der frechste Garderoben-Dieb der Schweiz

Ein frecher Räuber im Baselbiet hat die Rechnung ohne seine Opfer gemacht – die Hobby-Fussballer filmten ihn mit versteckter Kamera.
Publiziert: 24.06.2015 um 14:48 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 22:05 Uhr
Von Emanuel Gisi

Seit Jahren kicken die Feierabendfussballer in Reinach BL. Immer am Montagabend, immer in der Weihermatthalle. Und immer mal wieder verschwindet etwas aus der Garderobe. «Natürlich nimmt man die meisten Wertsachen mit an den Spielfeldrand», sagt Fussballer Patrick (23) zu Blick.ch. «Aber alles kann man nicht mitnehmen – und man kann ja auch mal etwas vergessen.»

In den letzten drei ­Monaten hätten sich die Diebstähle dann gehäuft. Die Anzeigen bei der Polizei blieben für den Ganoven ohne Folge – geschnappt wurde niemand. Und so ­beschliessen die Hobby­-Kicker, selber etwas zu ­unternehmen: Sie installieren vor dem Training am Montag eine Mini-Kamera in der Garderobe.

«Probiert sogar noch die Schuhe an»

Und tatsächlich! Der Dieb geht in die Falle. «Auf der Aufnahme sieht man, wie er sogar noch die Schuhe anprobiert, bevor er sie klaut», sagt Claudio (37), der ebenfalls zu den Bestohlenen gehört. «Einfach nur dreist.» Unter anderem lässt der Ganove eine teure Bulgari-Uhr mitlaufen. Noch am Montag erstatten die Kicker Anzeige, übergeben das Videomaterial den Behörden.

Die Baselbieter Polizei bestätigt den Vorfall. «Die Person ist auf den Videoaufnahmen gut erkennbar», sagt Sprecher Meinrad Stöcklin. Die Ermittlungen laufen. «Wir sind für Hinweise aus der Bevölkerung dankbar.»

Stöcklin warnt aber auch vor Selbstjustiz. «Es ist natürlich nachvollziehbar, dass man etwas machen will», sagt er. Die Polizei erachte es jedoch zum Beispiel als heikel, Aufnahmen von mutmasslichen Tätern ohne Gesichtsbalken in sozialen Netzwerken online zu stellen. «Es gilt immer noch die Unschuldsvermutung.»

Die Chancen, dass der Gauner geschnappt wird, dürften nun nicht schlecht stehen. Im Fall des von ­einem Opfer fotografierten WC-Spanners an der Uni Basel dauerte es 2014 nur wenige Tage, bis der Übel­täter gefunden war.

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