Seitdem seien in neun der 18 sudanesischen Bundesstaaten mindestens 13 Menschen an Kinderlähmung erkrankt. In Proben aus dem Bundesstaat Khartum wurde zudem der Typ 2 des Wildtyps des Poliovirus nachgewiesen, was nach Einschätzung der UNO auf eine «weite Verbreitung» des Virus in dem Land hindeuten könnte. Weitere Fälle wurden in Äthiopien, in der Zentralafrikanischen Republik und im Tschad gemeldet.
Nach den Ocha-Angaben bereitet das sudanesische Gesundheitsministerium mit Unterstützung des Uno-Kinderhilfswerks Unicef bereits eine grossangelegte Impfkampagne vor. Geimpft werden sollen fünf Millionen Kinder unter fünf Jahren. Die Uno schätzt die Kosten auf 20 Millionen Dollar.
Am Dienstag hatte die WHO Afrika als frei von Polio erklärt. Da es auf dem Kontinent seit vier Jahren keinen Fall mehr gegeben habe, sei die Voraussetzung erfüllt, das Poliovirus in Afrika für «ausgerottet» zu erklären. Die WHO-Generaldirektorin für Afrika, Matshidiso Moeti, sprach von einem «historischen Tag für Afrika».
Kinderlähmung wird durch das Poliovirus ausgelöst. Es wird vorwiegend durch Schmierinfektionen übertragen und kann bleibende Lähmungen der Arme oder Beine verursachen oder sogar zu einer tödlichen Lähmung der Atemmuskulatur führen. Die Krankheit war in aller Welt verbreitet, bis in den 50er Jahren ein Impfstoff entwickelt wurde. Für viele arme Länder in Afrika und Asien blieb dieser allerdings lange unerschwinglich.
Noch 1988 zählte die WHO weltweit 350'000 Fälle von Kinderlähmung, 1996 waren es allein in Afrika noch mehr als 70'000 Fälle. In diesem Jahr wurden nur noch aus Afghanistan und Pakistan insgesamt 87 Polio-Infektionen gemeldet. Im Sudan waren seit mehr als zehn Jahren keine Fälle mehr nachgewiesen worden.
(SDA)