Der verheerende Hurrikan «Matthew» hat in Haiti mindestens 478 Menschen getötet. Diese Zahl nannten Katastrophenhelfer in dem Karibikstaat am Donnerstag. Besonders stark betroffen vom Sturm ist das Department Sud. Auch in der Dominikanischen Republik starben bisher vier Menschen.
«Der gesamte Westen der südlichen Halbinsel ist schwer getroffen worden», sagte Holly Frew von der Hilfsorganisation Care im US-Fernsehsender CNN. «Wahrscheinlich wird die Zahl der Opferzahl noch weiter steigen.»
Der Wirbelsturm der Kategorie 4 hatte den Karibikstaat am Dienstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 Kilometern pro Stunde getroffen. Häuser wurden zerstört, Bäume knickten um, und Strassen wurden überschwemmt.
Die besonders stark betroffenen Regionen Sud und Grand'Anse im Südwesten wurde vom Rest des Landes abgeschnitten. Das Ausmass der Katastrophe ist deswegen noch immer schwer abschätzbar. Dutzende Tote gab es nach Aussagen von Helfern allein im Küstenort Les Anglais, den die ersten Helfer erst Tage nach dem Sturm erreichten.
350'000 Menschen benötigen Soforthilfe
Nach Angaben des UN-Büros für humanitäre Hilfe (OCHA) ist die Hälfte der elf Millionen Haitianer von dem Wirbelsturm betroffen, einige Regionen waren zwei Tage nach dem Durchzug des Hurrikans weiter von der Aussenwelt abgeschnitten.
Die Hauptstadt der Region Grand'Anse, Jérémie, sei zu weiten Teilen zerstört, sagte der Länderdirektor der Hilfsorganisation Care, Jean-Michel Vigreux. Alle Telefonverbindungen und die Stromversorgung seien zusammengebrochen. «80 Prozent der Häuser liegen in Trümmern. Die einzige Verbindungsstrasse ist unpassierbar, und den Menschen gehen langsam Nahrung und Geld aus.»
Die UNO-Blauhelmmission Minustah veröffentlichte Fotos aus Jérémie, die Strassen voller Schlamm und Schutt sowie eingestürzte Mauern zeigen. Nach Angaben der Vereinten Nationen waren 1,5 Millionen Menschen in Haiti von dem Hurrikan «Matthew» betroffen, 350'000 benötigten Soforthilfe.
Im völlig verarmten Karibikstaat leben sechs Jahre nach dem verheerenden Erdbeben mit mehr als 200'000 Toten immer noch Zehntausende in Zelten und Notunterkünften.
Millionen in den USA wappnen sich
Neben der Verwüstung in der Karibik, bedroht der Sturm nun auch die US-Küste. Die Behörden von Florida, Georgia und South Carolina gaben am Donnerstag (Ortszeit) Evakuierungsbefehle für drei Millionen Menschen aus. Auf den Strassen in den drei südöstlichen US-Bundesstaaten bildeten sich lange Staus, das Benzin an den Tankstellen wurde knapp.
«Dieser Sturm ist ein Monster», sagte Floridas Gouverneur Rick Scott. Im Bundesstaat Florida sind mittlerweile weit über 600'000 Menschen ohne Strom.
Er rief die Bevölkerung zu äusserster Vorsicht auf. Wer sich der Anordnung der Behörden widersetze, riskiere den Tod. «Geht nicht surfen, geht nicht an den Strand. Ihr werdet sterben», sagte Scott, dessen Evakuierungsbefehl für 1,5 Millionen Menschen galt.
Auch in South Carolina und dem südlich angrenzenden Bundesstaat Georgia wurde die Evakuierung küstennaher Gemeinden angeordnet. US-Präsident Barack Obama verkündete den Ausnahmezustand für die drei Bundesstaaten, was die unmittelbare Freigabe von Bundesmitteln für Notmassnahmen ermöglichte. Die Küsten von Süd-Florida mitsamt der Millionenstadt Miami wurde bislang verschont.
Floridas Gouverneur Rick Scott warnte, wer sich der Anordnung widersetze, riskiere den Tod. «Geht nicht surfen, geht nicht an den Strand. Ihr werdet sterben», sagte Scott. Sein Evakuierungsbefehl galt für 1,5 Millionen Menschen.
«Matthew» ist mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 km/h der stärkste Wirbelsturm seit fast einem Jahrzehnt. «Matthew» habe die Kraft, um Wellen bis zu 5,50 Meter aufzutürmen, warnte das Hurrikanzentrum. Die von dem Sturm weggefegten Trümmer könnten demnach eine solche Wucht erreichen, dass sie Gebäude und Fahrzeuge durchdringen.
Der Flugbetrieb auf dem internationalen Flughafen in Miami wurde am Donnerstag weitgehend eingestellt. Schulen und Universitäten in Florida schlossen für den Rest der Woche, auch der Freizeitpark «Disney World» in Orlando machte bis Freitag dicht.
Die Behörden verteilten Sandsäcke, während Bewohner eilig Batterien, Transistorradios, Konserven und Trinkwasser einkauften und ihre Wagen auftankten. US-Behördenvertreter zeigten sich unterdessen besorgt darüber, dass nicht genügend Bewohner die Evakuierungsbefehle befolgten. (SDA/stj)