Den Anblick wird Heinz Reichenbach (55) nicht so schnell vergessen. Zwei Zimmer in seinem Hotel Ebel in Baar ZG waren komplett verwüstet. Das reinste Chaos!
Im Januar dieses Jahres hatte Hotelier eingewilligt, zwei Sozialhilfe-Empfänger zur Untermiete aufzunehmen. Die Miete von 1200 Franken pro Doppelzimmer übernahm die Gemeinde. «Die Schweiz befand sich zu diesem Zeitpunkt mitten im Lockdown, deshalb kam mir der finanzielle Zuschuss gerade recht», sagt der Hotelier zu Blick.
Als die beiden Männer einzogen, legte Reichenbach ihnen eine schriftliche Vereinbarung mit Hausregeln vor. Darin stand, dass im Hotel ein Rauchverbot gelte, die Zimmer sauber gehalten werden müssen und keine Besuche erlaubt seien. Die Männer aus Marokko und Tunesien, zwischen 40 und 50 Jahre alt, unterschrieben die Vereinbarung, wie die «Weltwoche» berichtete. Doch bereits kurze Zeit später begann das Chaos.
«Im Gang hat es gestunken, in der Nacht war es sehr laut»
Reichenbach merkte, dass die Männer sich nicht an die abgemachten Regeln halten. «Im Gang hat es gestunken und in der Nacht war es sehr laut», sagt er. Plötzlich sei er im Hotel fremden Leuten begegnet. Den Sozialhilfe-Empfängern schienen die Hausregeln komplett egal zu sein.
Bald darauf waren ihre Zimmer komplett verwüstet. Reichenbach zu Blick: «Überall hatte es Brandlöcher, der Lack und das Holz der Möbel waren teilweise verbrannt und die Wände waren grau, weil sie im Zimmer geraucht haben.» Hinzukommt: Die Bettwäsche sei laut dem Zuger nie gewaschen worden. «Ich habe die Männer mehrmals darauf angesprochen, doch sie haben immer angriffig und verärgert reagiert.»
In seiner Not wandte er sich an das Sozialamt. Doch dieses erklärte, dass das Fehlverhalten der Sozialhilfe-Empfänger nicht ihr Problem sei. Das Geschäftsrisiko liege bei Reichenbach. Im Klartext: Pech gehabt! Das Sozialamt habe zwar mit den Männern gesprochen, aber an der Situation habe sich trotzdem nichts geändert.
Wegen Lücke im System bleibt Hotelier auf Kosten sitzen
Als sich im Sommer auch vermehrt Gäste beschwerten, platzte Reichenbach schliesslich der Kragen. Er kündigte den beiden Sozialhilfe-Empfängern die Zimmer. Erst dann zeigte sich das ganze Ausmass der Zerstörung: Die Hotelzimmer mussten saniert, mit Spezialmittel behandelt und frisch gestrichen werden. Auch das Bettzeug musste Reichenbach komplett ersetzen. Kosten: 10'000 Franken.
Geld, das Reichenbach aus eigener Tasche bezahlen muss. Denn die Gemeinde weigert sich partout, die Kosten zu übernehmen. «Wir bedauern sehr, was passiert ist. Leider sind uns aus rechtlichen Gründen die Hände gebunden, diese Kosten zu übernehmen», sagt Gemeindepräsident Walter Lipp zur «Weltwoche». Der Grund: Die Männer haben aufgrund ihres Aufenthaltsstatus keine Hausrats- und Haftpflichtversicherung.
Für Reichenbach ist es unverständlich, wie diese Lücke im System existieren kann. «Ich fühle mich von der Gemeinde im Stich gelassen und bin enttäuscht.» Es könne doch nicht sein, dass er für so einen Schaden aufkommen müsse. «Schliesslich ist für alles andere auch genug Geld vorhanden.» Die SVP will indes für den Hotelier Geld sammeln, damit er nicht auf den Kosten sitzen bleibt. (gin)