Hitze
Spitäler haben in diesen Tagen vermehrt mit Hitzegeplagten zu tun

Einige Notfallstationen von Schweizer Spitälern haben während der Hitzewelle vermehrt mit Herz-Kreislauf-Patienten zu tun. Vor allem ältere Menschen kämpfen mit Dehydrierung und anderen Hitzesymptomen. Die Prävention der Behörden scheint aber zu fruchten.
Publiziert: 27.06.2019 um 14:53 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2019 um 11:27 Uhr
Während der Hitzewelle verzeichnen einige Schweizer Spitäler mehr Notfälle. Die Patienten leiden vor allem an Herz-Kreislauf-Symptomen.

Das zeigt eine Umfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA in mehreren Kantonen. Die Antworten der verschiedenen Spitäler unterscheiden sich teilweise stark voneinander. Die Reaktionen reichen von «nix und null an Hitzenotfällen» über «eine gewisse Zunahme» bis hin zu konkreten Zahlen zu Hitzenotfällen.

«Es gibt Patienten jeden Alters, die wegen der Hitze in den Notfall am Unispital Zürich kommen», sagt eine Sprecherin zu Keystone-SDA. Sie litten vor allem an Hitzeerschöpfung, also Schwäche, Schwindel oder Kreislaufkollapsen.

Trotz einiger Notfälle beherzige die Bevölkerung die Ratschläge der Behörden. Sie tränken ausreichend und setzten sich nicht unnötig der Hitze aus. Patienten mit Hitzeschlag oder Sonnenstich habe es bisher keine gegeben.

Beim Universitätsspital Basel sind bisher mindestens drei Personen als direkte Folge der Hitze eingeliefert worden. Eine Person war dehydriert, eine weitere hatte einen Hitzekollaps und die dritte einen Hitzschlag erlitten, wie es auf Anfrage hiess.

Auf der Notfallstation würden derzeit täglich rund 150 Patienten versorgt. Das ist laut einem Sprecher etwas mehr als üblich. Ob dabei die Hitze ein Rolle spiele, sei unklar.

Laut den Fachleuten des Universitätsspitals Basel dauert es meistens mehr als eine Woche, bis in einem Land mit Hausmauern, Ventilatoren und eher kühlen Nächten die Anzahl von Dehydrationen zunimmt. Das letzte Mal sei das im Sommer 2003 der Fall gewesen. Damals mussten oft ein halbes Dutzend Patienten gleichzeitig mit Infusionen behandelt werden.

Das Kantonsspital Aarau verzeichnet seit der Hitzewelle Anfang der Woche einen bis drei Hitzenotfälle pro Tag. Zugenommen haben laut einem Sprecher insbesondere aber auch Notfälle mit Patienten, die generell aufgrund einer Erkrankung unter Kreislaufschwäche leiden und denen die aktuelle Hitze besonders zu schaffen macht.

Hitzewelle in der Schweiz

Das Bundesamt für Meteorologie warnt für diese Woche vor einer Hitzewelle. Lokal sind bis zu 37 Grad möglich. In unserem Hitze-Ticker halten wir Sie über die Entwicklungen an der Wetter-Front auf dem Laufenden.

Das Bundesamt für Meteorologie warnt für diese Woche vor einer Hitzewelle. Lokal sind bis zu 37 Grad möglich. In unserem Hitze-Ticker halten wir Sie über die Entwicklungen an der Wetter-Front auf dem Laufenden.

Keine Zunahme von Hitzenotfällen registriert das Kantonsspital Graubünden in Chur. Die Anzahl der Patienten bewege sich im üblichen Rahmen für diese Jahreszeit, hiess es auf Anfrage. Die gleiche Antwort gibt das Kantonsspital in Baden AG.

Erst wenn die Hitzewelle lange andauern würde, rechnet das St. Galler Kantonsspital «mit einer gewissen Zunahme» von Patienteneintritten auf der Notfallaufnahme. Aktuell herrsche trotz Hitze «courant normal», so ein Sprecher. Auch das Berner Inselspital rechnet vorderhand noch nicht mit einem Ansturm von Patienten, die wegen der Hitze gesundheitliche Probleme haben.

Nach knapp drei heissen Tagen könnten Rettungsdienst und Notfall noch keine Tendenz bezüglich eines allfälligen Anstiegs von Hitzebetroffenen feststellen, heisst es beim Kantonsspital Luzern auf Anfrage. Allgemein wisse man aus der Vergangenheit, dass bei Hitzetagen zusätzliche Patienten anfallen würden. Darauf sei man vorbereitet.

Auch verschiedene Spitäler in der Westschweiz registrieren keinen Ansturm auf die Notfallstationen. Das Unispital Genf teilt auf Anfrage mit, dass die Notfallzahlen nicht zugenommen hätten - weder auf der normalen Notfallstation noch auf jener für ältere Menschen.

Das Unispital Lausanne hat wegen der Hitzewelle einen Krisenstab eingerichtet. Aktuell sei aber noch kein Anstieg von Hitzenotfällen zu verzeichnen, sagt ein Sprecher. «Die Präventionsmassnahmen sind wirksam.»

Zu diesen gehört etwa die umfassende Information und Sensibilisierung der Bevölkerung. Bund, Kantone und Gemeinden starteten im Vorfeld zusammen mit verschiedenen Gesundheitsinstitutionen eine Kommunikationsoffensive.

Während der Hitzewelle wurden gemäss der Spitalumfrage verschiedene weitere Massnahmen umgesetzt. So wird im Freiburger Kantonsspital allen Patienten etwa leichte, besonders vitaminhaltige Kost serviert. Zudem wurde die Zahl von Ventilatoren signifikant erhöht.

Einen speziellen Service bietet das Spital in Neuenburg an. In der dortigen Geriatrieabteilung verteilen die Pflegeteams den älteren Patientinnen und Patienten einen eigens angefertigten «Gerostar"-Drink an, ein Gemisch aus Zitronen- und Orangensaft, Zucker, Salz, Wasser.

Im Spital sind vor allem ältere oder chronisch kranke Patientinnen und Patienten von der Hitze betroffen. Sie können ihre Körpertemperatur schlecht regulieren beziehungsweise nicht genug Flüssigkeit aufnehmen, wie Aristomenis Exadaktylos, Direktor und Chefarzt des Universitären Notfallzentrums am Berner Inselspital, auf Anfrage mitteilte.

(SDA)

Kopfschmerzen, Zittern, Müdigkeit, Verwirrtheit: So verändert sich das Blut in der Hitze

Vor allem ältere Patienten oder Patienten mit schweren chronischen Erkrankungen sind von der Hitze besonders betroffen, da sie ihre Körpertemperatur schlecht regulieren können und nicht genug oder zu viel Flüssigkeit aufnehmen.

Das Inselspital forscht auf diesem Gebiet und untersucht, ob heisse Tage das Blutbild beeinflussen. Aristomenis Exadaktylos, Direktor und Chefarzt des universitären Notfallzentrums am Berner Inselspital, und sein Team konnten in einer Studie mit über 22'000 Patienten zeigen, dass sich die Blut-Salzwerte sich an heissen Tagen verändern. Sie stellten bei vielen Patienten eine Hyponatriämie während Hitzeperioden fest. Das heisst, es fand sich eine niedrige Natriumkonzentration im Blut.

Ein Mangel an Natrium kann bei rascher Entwicklung zu einem Hirnödem mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Muskelzittern und epileptischen Anfällen führen. Bei langsamer Entwicklung über mehr als zwei Tage stehen Müdigkeit, Verwirrtheit und Veränderung der Persönlichkeit im Vordergrund. Bei chronischer Hyponatriämie führen Störungen von Gang und Aufmerksamkeit zu häufigeren Stürzen.

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