«Hinweise auf Verblödung»
Psychologie-Professor schimpft über dumme Deutsche

In Deutschland hat die Durchfallquote bei der theoretischen Fahrprüfung einen neuen Höchststand erreicht. Das liege daran, dass die jungen Menschen nicht mehr so leistungsfähig seien wie früher, meint ein Psychologie-Professor – und rechnet mit der Jugend ab.
Publiziert: 15.03.2024 um 17:11 Uhr
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Aktualisiert: 15.03.2024 um 18:42 Uhr
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Florian Becker ist Psychologe und Autor des Buches «Positive Psychologie – Wege zu Erfolg, Resilienz und Glück».
Foto: Pressebild
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Sandra MeierJournalistin News

Es ist ein neuer Negativ-Rekord: Fast jeder Zweite rasselt in Deutschland durch die theoretische Fahrprüfung für Autos. Über alle Führerscheinklassen hinweg liegt die Durchfallquote bei 42 Prozent. Das sind 10 Prozentpunkte mehr als noch 2014. Psychologie-Professor Florian Becker hat eine These für diesen markanten Anstieg – und die hat es in sich. Er sieht darin einen Hinweis auf gravierende kognitive Defizite. «Konkret: Low-IQ, Verdummung. Und fehlende Selbstdisziplin», schreibt er in einem Gastbeitrag im «Focus».

Das zunehmende Scheitern bei den Theorieprüfungen passt für Becker in ein «trauriges» Muster an Daten zur Leistungsfähigkeit der Kinder. Denn die schlechte Prüfungsbilanz der Fahrschüler sei nur ein Symptom für ein Problem, das in der Gesellschaft keime. «Das sind klare Hinweise auf eine zunehmende Verblödung und Demotivation.» Und er warnt: «Mit immer mehr Low-Performern sind wir nicht zukunftsfähig als Wissensgesellschaft.» 

Sinkender IQ und Selbstdisziplin in der Gesellschaft

Erfolgreiche Bildung setze sich aus zwei Komponenten zusammen, wie der Psychologe aufführt: Intelligenz und Selbstdisziplin. Bei beidem sieht er für Deutschland schwarz. So sinke der IQ der Kinder seit 30 Jahren. Und auch das Vermögen, etwas gegen Widerstand durchzuziehen, nehme stetig ab. Er schreibt: «Überspitzt formuliert: Immer mehr Menschen erwarten für sich die 20-Stunden-Woche bei vollem Lohn.»

Negative Lerneffekte werde den Kindern bereits in der Schule mitgegeben. Sie würden verzerrtes Feedback erhalten, um sie zu schonen. «Alle sind angeblich überall super!», wettert der Psychologe. Man wolle alle gleichstellen. Das habe aber seinen Preis. Denn damit behindere man die Besten in ihrer Entfaltung, führt er weiter aus. «Das Schulsystem droht zur leistungsfeindlichen Komfortzone und zur Spielwiese für Bildungsideologen zu werden.» 

Auch mit gewissen Politikern geht Becker hart ins Gericht. Politiker, die der Bevölkerung weismachen würden, dass Arbeit krank mache. Dass Unternehmer Menschen seien, die Arbeitnehmende ausbeuten und Kunden abzocken würden. Um zukunftsfähig zu sein, müsse die Gesellschaft dafür sorgen, dass wieder mehr Kinder zu handlungsfähigen Persönlichkeiten heranwachsen. «Wir brauchen wieder mehr Menschen, die Spitzenleistungen erzielen – und weniger Menschen, die schon an einfachsten Anforderungen des Alltags scheitern.»

Warum die Erfolgsquote in der Schweiz höher liegt

Vergleicht man die Zahlen aus Deutschland mit denjenigen aus der Schweiz, zeigt sich auf den ersten Blick ein erstaunliches Bild: Schweizer rasseln bedeutend seltener durch die theoretische Fahrprüfung als Deutsche. Im Jahr 2022 bestanden den Test über 76 Prozent. Das liegt aber nicht daran, dass Schweizer intelligenter oder disziplinierter wären als unsere nördlichen Nachbarn. «Die Erfolgsquote der Theorieprüfung ist in der Schweiz unter anderem deshalb höher, weil der Prüfungsinhalt nur die Regeltheorie abfragen darf», sagt Sven Britschgi, Geschäftsführer der Vereinigung der Strassenverkehrsämter zu Blick.

Mit Regeltheorie sind etwa Schilder oder Vortrittsregelungen gemeint. In anderen europäischen Ländern würden auch Fragen zum Verkehrssinn und -verhalten abgefragt. «Das erweitert den Bereich und offensichtlich auch die Schwierigkeit der Theorieprüfung», so Britschgi.

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Zahlen für 2023 kann er noch keine nennen. Diese würden voraussichtlich Ende März veröffentlicht. Allerdings sei die Erfolgsquote nach 2022 auch für das letzte Jahr tendenziell sinkend. Dies, nachdem die Quote während der Corona-Pandemie angestiegen war. «Die Neulenker hatten offensichtlich mehr Zeit, respektive nahmen sich mehr Zeit, um sich auf die Theorieprüfung vorzubereiten.» 

Vergleicht man die Zahlen der praktischen Prüfung, schneiden die Deutschen sogar etwas besser ab: 70 Prozent bestanden sie beim ersten Mal. In der Schweiz waren es 2022 knapp 66 Prozent.

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