Hinrichtung
Polizist Stefan exekutierte seinen Vater

Publiziert: 25.08.2007 um 16:25 Uhr
|
Aktualisiert: 06.09.2018 um 21:24 Uhr
Von Benno Kälin
Gemeinsam trinken sie Kaffee. Dann lockt der Liechtensteiner Polizist Stefan L.* (39) seinen Vater in den Keller und erschiesst ihn mit der Dienstwaffe. Protokoll eines brutalen Racheakts.

Endlich wieder einmal Besuch von einem seiner zwei Söhne. Robert L.* (65) lebt im Südtirol, weit weg von seiner Familie in Triesen (FL). Gerade plaudert er mit einer Bekannten am Telefon: «Komm vorbei, dann stell ich dir meinen Sohn Stefan vor.» Es kommt nicht mehr dazu.

Samstag vor einer Woche. Gegen Mittag nimmt Stefan L. seinen mörderischen Plan in Angriff. Er fährt von seinem Wohnort Triesen ins Südtirol. Nach drei Minuten Fahrt ein kurzer Zwischenhalt. Der Polizist packt an seinem Arbeitsplatz in Vaduz seine Dienstpistole ein, eine SIG Sauer P239, Kaliber neun Millimeter. Acht Kugeln setzt er ins Magazin, eine neunte steckt schon im Lauf. Dann fährt er los, nach 137 Kilometern trifft er bei seinem Vater in Tartsch (I) ein.

Gemäss Polizei geschieht Folgendes: Robert L. lädt seinen Sohn auf eine Tasse Kaffee ein. Sie sitzen beide am Küchentisch, als der Sohn den Vater unter einem Vorwand in den Keller lockt. Dort drückt Stefan L. immer wieder ab. «Von vorne und selbst noch, als er schon am Boden lag. Eine regelrechte Exekution», sagt Benno Baumgartner, Staatsanwalt in Bozen (I) zu SonntagsBlick.

Der Autopsiebericht offenbart Schreckliches: Drei Kugeln verletzten Robert L. an den Beinen, eine durchbohrte seine Leber, eine seine Darmschlinge, eine weitere steckt in seiner linken Schulter und noch eine verletzte ihn am Rücken. Sieben Einschüsse insgesamt. 20 Minuten später ist Robert L. tot – verblutet.

Inzwischen sitzt Stefan L. bereits in seinem Auto. Zurück in Liechtenstein, macht er wieder auf dem Polizeiposten Halt. Diesmal meldet er sich beim diensthabenden Pikettchef und zeigt sich selbst an. Seither gibt es im Ländle nur noch ein Thema: Ausgerechnet Stefan, der unscheinbare Familienvater, der ehrbare Polizist mit dem unbefleckten Ruf, soll ein Mörder sein? Nie im Leben hätten ihm die Leute eine solche Tat zugetraut.

Gemeindevorsteher Günter Mahl (48): «Ich kann nichts Negatives über ihn sagen. Er ist ein anständiger Gemeindebürger.» Doch in der Familie L. muss es schon lange gebrodelt haben. Vor fünf Jahren lässt sich Vater Robert von seiner Frau scheiden. Alleine zieht er nach 30 Jahren in Liechtenstein zurück in seine Heimat Südtirol. Stefan L. muss seinen Vater gehasst haben. Weshalb, hat er der Polizei zu Protokoll gegeben: Ein Leben lang hätten sie – sein Bruder, seine Mutter und er – unter den Launen des Vaters gelitten.

«Er hat uns geschlagen und gezüchtigt. Mein Vater ist an allem schuld», zitieren italienische Zeitungen. Wurde Stefan L. von Wahnvorstellungen getrieben? In den Verhören soll er auch von schwarzer Magie gesprochen haben. Befürchtete er, dass sein Vater schlechten Einfluss auf seine Enkel ausübte? Die Frage bleibt vorerst unbeantwortet. «Mein Mandant wünscht im Moment keine Angaben zu machen», sagt sein Strafverteidiger Christian Ritter (42) zu SonntagsBlick.

* Name der Redaktion bekannt

«Es wurde totenstill, als ich informierte»
Herr Hasler, wie haben Sie und Ihre Leute auf den Vorfall reagiert?
«Wir sind alle tief betroffen. Was passiert ist, können wir absolut nicht einordnen und begreifen.»

Die Liechtensteiner Landespolizei ist mit 85 Mann ein kleines Korps.
«Das macht alles noch schwieriger. Jeder kennt jeden persönlich, man begegnet sich täglich in der Cafeteria. Und plötzlich müssen wir gegen einen Kollegen in einem Mordfall ermitteln.»

Wie haben Sie Ihre Mitarbeiter informiert?
«Noch am Samstagabend habe ich alle zusammengerufen. Es wurde totenstill, als ich informierte.»

Wie war Stefan L. als Mitarbeiter?
«Ausgezeichnet. Ich bedaure es sehr, dass er nie mehr bei uns arbeiten wird.»

Sie kennen die Verhörprotokolle. Was sagt Stefan L.?
«Seine Aussagen sind absolut klar. Er steht voll und ganz zu seinem Handeln.»

Stefan L. soll unter der Dominanz seines Vaters gelitten haben. Was wissen Sie darüber?
«Es scheint etwas damit zu tun zu haben. Weiter kann ich nicht darauf eingehen.»
Herr Hasler, wie haben Sie und Ihre Leute auf den Vorfall reagiert?
«Wir sind alle tief betroffen. Was passiert ist, können wir absolut nicht einordnen und begreifen.»

Die Liechtensteiner Landespolizei ist mit 85 Mann ein kleines Korps.
«Das macht alles noch schwieriger. Jeder kennt jeden persönlich, man begegnet sich täglich in der Cafeteria. Und plötzlich müssen wir gegen einen Kollegen in einem Mordfall ermitteln.»

Wie haben Sie Ihre Mitarbeiter informiert?
«Noch am Samstagabend habe ich alle zusammengerufen. Es wurde totenstill, als ich informierte.»

Wie war Stefan L. als Mitarbeiter?
«Ausgezeichnet. Ich bedaure es sehr, dass er nie mehr bei uns arbeiten wird.»

Sie kennen die Verhörprotokolle. Was sagt Stefan L.?
«Seine Aussagen sind absolut klar. Er steht voll und ganz zu seinem Handeln.»

Stefan L. soll unter der Dominanz seines Vaters gelitten haben. Was wissen Sie darüber?
«Es scheint etwas damit zu tun zu haben. Weiter kann ich nicht darauf eingehen.»
Fehler gefunden? Jetzt melden