Die Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein sind voll, sagt Silvia Vetsch, Leiterin des Frauenhauses in St. Gallen. Zu voll. Immer wieder müssen Frauen irgendwo in der Schweiz unterkommen, weil in vielen Regionen Frauenhäuser ausgelastet sind. Die hohe Belegung gehöre zu den grössten Herausforderungen für die Frauenhäuser im Jahr 2022, sagt Vetsch.
Eskalation muss kurz bevorstehen
Fühlt man sich zu Hause nicht mehr sicher, so kann man sich in einem Frauenhaus melden und beraten lassen. Wichtiges Kriterium für einen Eintritt: «Entweder ist es zu einer Eskalation im häuslichen Bereich gekommen, oder eine Eskalation steht kurz bevor», sagt Vetsch. Die meisten Frauenhäuser seien telefonisch rund um die Uhr erreichbar. Gewaltbetroffene Menschen können sich auch bei der Opferhilfe für eine ambulante Beratung melden.
Das Leben in einem Frauenhaus müsse man sich vorstellen «wie in einer grossen multikulturellen Wohngemeinschaft mit vielen Frauen und Kindern jeglichen Alters». In der Regel teilen sich Frauen und Kinder ein Zimmer, das sie auch abschliessen können. Gekocht und gegessen wird stets gemeinsam.
Verschiedenste Menschen melden sich bei den Frauenhäusern
Frauen gelangten auf verschiedensten Wegen und mit den verschiedensten Hintergründen an die Frauenhäuser. «Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses vereinbaren mit den gewaltbetroffenen Frauen einen Treffpunkt, wo sie abgeholt und ins Frauenhaus begleitet werden», sagt Vetsch.
Doch auch Polizei, Spitäler, Beratungsstellen und Ärzte kontaktieren Frauenhäuser und erkundigen sich nach einem freien Platz. Oft melden sich auch Familienmitglieder, Verwandte oder Freunde und lassen sich beraten.