Ein akutes Herzversagen riss Annemarie Huber-Hotz (†70) am 1. August während einer Wanderung im Gebiet Schwarzsee im Kanton Freiburg aus dem Leben.Das teilte ein Sprecher der Familie mit. Als Erstes hatten Onlineportale des CH-Media-Verlags über den Tod berichtet.
Huber-Hotz war einer der politischen Pionierinnen der Schweiz: Als erste Frau wurde sie 1999 ins Amts der Bundeskanzlerin gewählt. Und unterzog die Bundeskanzlei einer grossen Reorganisation. Seit 2011 amtete sie zudem als Präsidentin des Schweizerischen Roten Kreuzes – bis Ende Juni.
Sie wollte Ärztin werden
Als SRK-Präsidentin kritisierte das FDP-Mitglied auch ihren eigenen Bundesrat Ignazio Cassis (58). Als dieser ankündigte, die Entwicklungshilfe neu auszurichten und stärker mit der Migrationspolitik zu verknüpfen, sagte sie der «Schweizer Illustrierten»: «Die Devise darf nicht lauten: Wir geben euch Geld, dafür nehmt ihr eure illegalen Migranten zurück. Darum bin ich strikt dagegen, dass wir Entwicklungshilfe an Rückübernahme-Abkommen koppeln.»
Huber-Hotz wurde in Baar ZG geboren. Nach den Schulen in Baar und Zug absolvierte sie ihre Studien in Bern, Uppsala, Genf und Zürich. Eigentlich wollte sie Ärztin oder Diplomatin werden. Doch beides zerschlug sich – die Botschafterkarriere am Fakt, dass verheiratete Frauen damals nicht in den diplomatischen Dienst eintreten durften. Für Huber-Hotz, die sich immer auch als Kämpferin für die Sache der Frau sah, ein Rückschlag.
Hüterin der Rütliwiese
Die Politik liess sie dennoch nie los: 1978 trat sie in die Bundesverwaltung ein und war zunächst im Generalsekretariat der Bundesversammlung tätig. Ab 1981 führte sie das Sekretariat des Ständerates, zusätzlich leitete sie ab 1989 den wissenschaftlichen Parlamentsdienst. 1992 wurde sie zur Generalsekretärin der Bundesversammlung und 1999 zur Bundeskanzlerin der Schweizerischen Eidgenossenschaft gewählt.
Auch nach ihrem Rücktritt als Bundeskanzlerin 2007 war die als zurückhaltend geltende Frau in verschiedenen Ämtern engagiert – bis 2011 etwa als Präsidentin der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, der Hüterin über die Rütliwiese. Daneben bekleidete sie diverse Funktionen in gemeinnützigen Stiftungen und in Preiskommissionen.
Ab diesem Sommer wollte sie sich stärker ihrer Familie zuwenden. Annemarie Huber-Hotz hinterlässt ihren Ehemann, drei Kinder, einen Schwiegersohn, eine Schwiegertochter und vier Enkelkinder. (SDA/sf)