Herzchirurg Thierry Carrel über seine schwierigsten Fälle
«Ich sehne mich nach einem echten Herz»

Das Schicksal traf Krisztina Bende mit voller Wucht: Sie lebt heute dank einer Maschine, die nie abgestellt werden darf. Noch immer wartet sie auf ein neues Herz. Doch die Bereitschaft zur Organspende ist gering, die Wartezeit lange.
Publiziert: 27.12.2015 um 13:20 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:03 Uhr
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Wenn sie ein neues Herz bekommt, will Krisztina Bende um die Welt reisen.
Foto: Beat Straubhaar
Bearbeitung: Tino Büschlen, Auszüge aus «Thierry Carrel – Von Herzen»

Krisztina Bende (37) aus Bern trägt immer zwei Handtaschen bei sich: Die eine enthält eine Apparatur, den Controller, und zwei Batterien, mit denen das mechanische Ersatzherz in ihrem Körper verkabelt ist. Ihrem kranken Herz ist am 5. Februar 2013 dieses Herzüberbrückungs­system implantiert worden. «Mein eigenes Herz leistet vielleicht noch zehn Prozent der Arbeit, den Rest übernimmt diese Pumpe», sagt die Juristin.

Herzchirurg Thierry Carrel  (55) erklärt: «Wenn sich der Zustand eines Patienten unerwartet verschlechtert, besteht heute die Möglichkeit, mittels Herzpumpen die Zeit zu überbrücken, bis ein Spenderorgan zur Verfügung steht. Der Einsatz ist technisch gesehen einfacher geworden – nicht zuletzt, weil die Geräte miniaturisiert worden sind.»

Anfangs haderte Krisztina Bende noch mit dem Schicksal: «Ich realisierte, dass ich nun dank einer Maschine lebe, die nie abgestellt werden darf.» Mittlerweile konnte sie sich mit dem Provisorium anfreunden. Sie kann Treppen steigen, Velo fahren, wandern. Und auch beruflich ist sie belastbar – «zu 50 Prozent». Die Notwendigkeit einer Herztransplantation schwebt nicht mehr wie ein Damoklesschwert über ihr.

«Die Bereitschaft zur Organspende ist gering»

Für Krisztina Bende ist es ein lebensrettendes Provisorium. «Aber natürlich sehne ich mich nach einem echten, neuen Herz», sagt die gebürtige Rumänin. «Vielleicht ist es morgen so weit. Oder übermorgen.» Thierry Carrel sagt: «Da die Bereitschaft zur Organspende in der heutigen Gesellschaft weiterhin gering ist, hat sich für Patienten mit einer schwersten Herzinsuf­fizienz die Wartezeit auf ein neues Herz deutlich verlängert.»

Einmal war es für Krisztina Bende schon so weit – im Februar 2014. Sie erhielt den vermeintlich erlösenden Anruf aus dem Inselspital: «Wir haben ein Herz für Sie.» Sofort fuhr sie in die Klinik, wurde anästhesiert – und als sie aufwachte, musste man ihr mitteilen, dass das verfügbare Herz «nicht brauchbar» war. Eine sehr schmerzliche Erfahrung.

Aber Krisztina Bende gibt die Hoffnung nicht auf. Und wenn irgendeinmal in ihrem Körper ein wahrhaftiges, neues Herz schlagen sollte, dann würde sie «keine Zeit verlieren und die Freiheit geniessen». Sie würde mit Freunden feiern und ginge weg. «Weit weg. Ich würde neue Herausforderungen annehmen. Grenzen sprengen. Und hätte das Gefühl, nur ein bisschen krank gewesen zu sein.»

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