Halterin kämpft gegen St. Galler Behörden
«Die Polizei hat meine Hunde verschleppt!»

Nach mehreren Zwischenfällen fürchtet Daaniel Pauly (46) um ihre zwei Bernhardiner. Trotz einer Verfügung nahm sie die Hunde mit nach St. Gallen, wo Beamte die beiden beschlagnahmten. Eine Wesensprüfung soll nun abklären, ob die Tiere gefährlich sind.
Publiziert: 18.10.2019 um 17:52 Uhr
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Michael (links) und Samuel, die beiden Bernhardiner von Daaniel Pauly (46).
Foto: Zvg
Leutrim Spahija

Daaniel Pauly (46) fürchtet um ihre Lieblinge Michael und Samuel. Das Veterinäramt in St. Gallen droht, die beiden eineinhalbjährigen Bernhardiner einzuschläfern. Das, nachdem Michael eine Seniorin gebissen hat, wie der «Tagblatt» schreibt. 

Pauly lebt eigentlich in Düsseldorf (D). Ihren zweiten Wohnsitz hat sie aber bei ihrer Mutter (77) in Rheineck SG, kommt daher oft über die Grenze.

So auch Ende Februar dieses Jahres, als es zu einem  folgenschweren Zwischenfall kommt. «Die Hunde entwischten vom Grundstück», erzählt Pauly BLICK.

«Szene aus dem Dritten Reich»

Sie findet die Vierbeiner eine Strassenecke weiter, neben einer älteren Frau. Pauly pfeift die Tiere zurück. Die Seniorin läuft den Hunden nach und rutscht auf dem schneebedeckten Gehweg aus. «Ich wollte ihr helfen. Doch sie fuchtelte mit den Händen und traf Michael.» Und Michael schnappt zu. 

Am nächsten Morgen stehen Polizisten vor dem Haus – mit gezogenen Waffen. «Es war wie eine Szene aus dem Dritten Reich», erinnert sich Pauly. Sie habe ihre Hunde selbst in die Käfige sperren müssen. Die Vierbeiner werden beschlagnahmt.

Paulys Anwalt handelt einen Deal aus: Sie bekommt ihre Tiere zurück – muss ihren zweiten Wohnsitz bei der Mutter aber aufgeben. Und: Die Hunde können ihr sofort wieder weggenommen werden, sollten sie nochmals in der Schweiz, beziehungsweise in St. Gallen, auftauchen.

Nickerchen in der Schweiz – Hunde weg!

Die Halterin willigt ein. «Die Tiere waren klägliche Gestalten, als sie aus dem Tierheim kamen. Dreckig. Infiziert. Das ist Sadismus! Ich musste Tausende von Euros für ihre Behandlung ausgeben», so Pauly.

Vor einigen Wochen hatte sie Geburtstag und fuhr mit ihrer Mutter ins Tirol (A). Mit von der Partie: die Hunde – ihre stetigen Gefährten.

Während der Urlaubstage müssen sie einen Termin bei Wangen im deutschen Lindau wahrnehmen. Dieser wird Pauly zum Verhängnis. «Eigentlich wollten wir nicht in die Schweiz fahren. Doch der Termin dauerte länger und meine Mutter schlug vor, noch ein Nickerchen in Rheineck zu machen, bevor wir den weiten Weg zurückfahren.» 

«Ohne sie würde ich nicht überleben»

Zu Hause in Rheineck SG werden die Hunde gesichtet. Die Polizei taucht auf. «Die Beamten haben meine Hunde verschleppt!», sagt Pauly entrüstet. «Eigenartig ist, dass in diesen Tagen die Polizei oft patrouillierte, was sie dort sonst nie tut.»

Hans Pfäffli, Stadtpräsident von Rheineck, verteidigt das Vorgehen der Behörden. Die Hunde würden nur eingeschläfert, wenn sie sich als gefährlich erwiesen. «Sollte sich herausstellen, dass ein Hund ungefährlich ist, wären wir gesetzlich dazu verpflichtet, die entsprechenden Massnahmen für dieses Tier aufzuheben.»

Die Hunde sind wieder im selben Tierheim untergebracht. Besuchen darf sie Daaniel Pauly nicht. «Ich habe den Bernhardinern mein Leben gewidmet. Würden sie eingeschläfert, überlebe ich das nicht», sagt sie – mit Tränen in den Augen.

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