Laut einer Mitteilung der britischen Botschaft in Conakry war es im Laufe des Tages an mehreren Orten in der Hauptstadt zu anhaltenden Schusswechseln gekommen. Der britische Botschafter David McIlroy verurteilte auf Twitter «den Versuch, den Präsidenten Guineas mit Gewalt» aus dem Amt zu entfernen.
In den sozialen Medien kursierten mehrere zunächst nicht verifizierbare Videos, wonach Condé gestürzt worden sein soll. In einem Video mit dem Logo des staatlichen Rundfunks waren mehrere Männer in Militäruniform und mit der Landesfahne zu sehen - einer von ihnen behauptete, die Regierung sei abgesetzt. Er sagte zudem, die Verfassung sei ausgesetzt und die Landesgrenzen seien geschlossen. In einem weiteren Video war Condé selbst mit Männern in Militäruniform zu sehen. Der Verbleib des 83 Jahre alten Staatspräsidenten war zunächst ungeklärt.
Der französischsprachige Sender TV5 Monde und weitere Medien berichteten, das Verteidigungsministerium von Guinea habe dagegen am Nachmittag erklärt, Aufständische seien von der Präsidentengarde und anderen Sicherheitskräften zurückgeschlagen worden.
Ein Augenzeuge sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Situation sei sehr angespannt. Vor allem in der Nähe des Präsidentenpalastes im Ortsteil Kaloum sei es zu Feuergefechten gekommen. Das Militär soll auf den Strassen Conakrys patrouillieren.
Auch die Afrikanische Union verurteilte in einer Mitteilung «jegliche gewaltsame Machtübernahme» und forderten die sofortige Freilassung Condés. Der britische Botschafter McIlroy erklärte, man rufe alle Parteien zu einem friedlichen und konstruktiven Dialog auf.
An diesem Montag sollte in Conakry eigentlich ein Qualifikationsspiel zwischen Marokko und Guinea für die Fussball-WM 2022 stattfinden. Aufgrund der «sehr volatilen» politischen Situation und Sicherheitslage werde das Spiel verschoben, teilte die FIFA am Sonntagabend mit.
Präsident Condé kam 2010 in der ersten freien demokratischen Wahl seit Guineas Unabhängigkeit 1958 an die Macht. Ihm werden Reformen in der Wirtschaft und der Streitkräfte zugeschrieben, und er sorgte nach politisch turbulenten Jahrzehnten für mehr Stabilität. Kritiker aber bezeichnen Condé als zunehmend autoritären Herrscher, dessen Amtszeit von Menschenrechtsverletzungen geprägt war. 2020 sicherte er sich nach einer umstrittenen Verfassungsänderung eine dritte Amtszeit. Der Abstimmung waren Monate der politischen Spannungen und gewalttätiger Proteste vorausgegangen. (SDA)