Nach Auszählung von mehr als 95 Prozent der abgegebenen Stimmen lag der frühere Chef der Gefängnisverwaltung laut offiziellen Resultaten mit rund 59 Prozent deutlich vor der früheren Präsidentengattin Sandra Torres. Den Sieg teilte am Sonntagabend (Ortszeit) in Guatemala-Stadt auch das oberste Wahlgericht des zentralamerikanischen Landes mit. Vertreter von Torres' sozialdemokratischer Partei UNE gestanden umgehend ihre Niederlage ein.
Giammattei wird somit im kommenden Januar für vier Jahre das Amt des Staats- und Regierungschefs als Nachfolger von Jimmy Morales antreten. Die Verfassung erlaubt ihm keine Wiederwahl.
Torres hatte die erste Wahlrunde am 16. Juni mit fast 26 Prozent der Stimmen gewonnen. UNE wurde bei der gleichzeitigen Parlamentswahl die mit Abstand stärkste Kraft im Kongress des mittelamerikanischen Landes. Giammattei kam als Kandidat seiner Partei Vamos auf knapp 14 Prozent. Weil kein Bewerber eine absolute Mehrheit erreichte, kam es zur Stichwahl.
Wegen eines blutigen Einsatzes der Sicherheitskräfte in einer Haftanstalt im Jahr 2006 - während seiner Zeit als Chef der nationalen Gefängnisverwaltung - sass Giammattei fast ein Jahr lang in Untersuchungshaft. Er wurde schliesslich aber freigesprochen. Giammattei war bereits bei den drei vorherigen Präsidentenwahlen angetreten.
«Der Moment Gottes ist gekommen», sagte der 63-Jährige auf einer Pressekonferenz am Sonntagabend (Ortszeit). «Wir werden das Land wiederaufbauen.»
Im Wahlkampf hatte er die entschlossene Bekämpfung von Armut, Korruption und Gewaltkriminalität in Aussicht gestellt. So kündigte der 63-jährige Arzt unter anderem an, in Guatemala die Todesstrafe wieder einführen zu wollen.
Mit die grösste Herausforderung für Giammattei wird die Umsetzung eines von US-Präsident Donald Trump durchgesetzten Vertragens sein, nach dem Guatemala die Funktion eines Puffers gegen die Immigration in die USA übernehmen soll. Trump hatte mit Wirtschaftssanktionen gedroht, der bisherige Präsident Jimmy Morales hatte daraufhin das Abkommen unterzeichnet. Demnach hat Guatemala den Status als sogenannter sicherer Drittstaat und muss Migranten aufnehmen, obwohl der zentralamerikanische Staat unter ausufernder Gewalt und Armut leidet. Giammattei hat das Abkommen kritisiert, aber es ist unklar, ob der neue Präsident davon abrücken kann.
(SDA)